Wie funktioniert der Leitzins der Europäischen Zentralbank

Der EZB-Leitzins ist so gering wie noch nie zuvor. Am 05.06.2014 senkte die europäische Zentralbank unter Leitung von Mario Draghi den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15%. Der Einlagezins für Banken steht seitdem sogar noch niedriger, nämlich bei minus 0,1%. Ein negativer Einlagezins, geht das denn? Es geht! Der Sinn hinter der Absenkung ist folgender: Jede Bank soll dazu gedrängt werden „überschüssiges“ Geld nicht mehr bei der EZB einzulagern, sondern dieses in Form von günstigen Krediten für Verbraucher und Unternehmer in Umlauf zu bringen, um so die Konjunktur bzw. die Wirtschaft zu beleben. Ob dieses Ansinnen tatsächlich Früchte tragen wird, muss sich allerdings erst noch zeigen. Experten gehen von bis zu einem Dreivierteljahr aus, bis sich Senkungen des Leitzins der EZB tatsächlich bemerkbar machen.

Was bedeutet das für den Endverbraucher

Prinzipiell gilt: Je geringer der Leitzins der EZB, desto geringer auch die Zinsen, die eine Bank an Ihre Kunden weitergibt. Die meisten werden gemerkt haben, dass die Zinsen für Geld auf ein Girokonto bei ihrer Bank seit Jahren rückläufig sind und es sich derzeit quasi kaum noch lohnt, sein Geld auf einem Girokonto eingezahlt zu lassen. Selbst auf Tagesgeldkonten bekommt man bei Banken in Deutschland derzeit lediglich unter 1% Zinsen. Wenn man die aktuelle Inflation von ziemlich genau 1% (bei einer angestrebten Rate von sogar 2%) zugrunde legt, ist dies gar ein Verlustgeschäft. Laut Draghi wird sich am geringen Leitzins wohl auch bis 2016 zunächst mal nichts oder nur sehr wenig ändern, was für Sparer natürlich keine gute Perspektive darstellt. So bleibt einzig die Hoffnung, dass diese Ankündigung wie so oft nur heiße Luft ist und durch eine anziehende Wirtschaft schnell korrigiert wird. Die EZB dagegen erhofft sich für die Wirtschaft, dass der Endverbraucher sein Geld lieber ausgibt, da sich das Horten bei solch geringen Zinsen ohnehin nicht lohnen würde. So soll mehr Geld in den tatsächlichen Wirtschaftskreislauf Einzug finden, als wenn es auf Sparkonten lagert. Derzeitige Entwicklungen (nicht nur in Deutschland) scheinen die Erwartungen, die die Europäische Zentralbank hegt jedoch eher zu konterkarieren. Sparer bzw. Verbraucher in Deutschland und dem EU-Ausland geben Ihr Geld weiterhin kaum aus und lassen es als Sicherheit lieber bei der Bank liegen. Die EZB und Mario Draghi müssen sich also unter Umständen einen neuen Plan in Sachen Zinsen zurecht legen, damit die Leute ihr Geld von der Bank holen und es in Umlauf bringen, um die Wirtschaft (nicht nur in Deutschland) anzukurbeln und die Inflation zu erhöhen.

Eine gute Zusammenfassung des Prinzips gibt dieses Video von Focus:

Bild: SarahC. / pixelio.de

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