Wie die E-Zigarette funktioniert und was sie bringen soll

Seit etwa elf Jahren ist sie auf dem Markt: Die E-Zigarette als Tabak-Alternative für Raucher. Sie besteht aus einem Akku der eine Heizspirale speist, einem Zerstäuber und dem Depot für so genannte Liquids - das sind die Flüssigkeiten, die beim Betrieb verdampft werden. Liquids bestehen in der Regel aus Aromastoffen und gegebenenfalls Nikotin und erzeugen durch die Hitze in der elektrischen Zigarette ein Aerosol, den der Konsument inhaliert.

Wie alles begann

Die Idee zur elektrischen Zigarette hatte 1963 der Amerikaner Herbert A. Gilbert. Er ließ sie patentieren, hergestellt wurde sein Produkt aber nie. 2003 kam der Chinese Hon Lik auf dieselbe Idee. Dessen Vater war zuvor an Lungenkrebs verstorben und sein Sohn scheiterte daraufhin bei darauf folgenden Bemühungen, seinen Konsum von Tabak zu reduzieren. In einem Traum will er sich in einem See ertrinkend wiedergefunden haben, der sich plötzlich in Dampf auflöste. Er kritzelte noch in derselben Nacht eine Skizze für die E-Zigarette. Nachdem er ein Jahr daran getüftelt hatte ließ er sich den Entwurf patentieren und legte ihn seinem Arbeitgeber vor, der Golden Dragon Holding. Das finanzielle Potenzial von Liks Idee erkennend bot das Unternehmen dem Chinesen die Teilhaberschaft an der Firma an, wenn er ihr im Gegenzug die Möglichkeit gäbe mit seinem Entwurf in Produktion zu gehen. In kürzester Zeit wurden die E-Zigaretten zum Verkaufsschlager und die Holding benannte sich in Ruyan um. Ab 2006 wurde die E-Zigarette dann auch exportiert.

Die aktuelle Situation der Wirtschaft

Das Geschäft mit der E-Zigarette boomt. Heute wird sie weltweit hergestellt und vertrieben: Etwa zehn Prozent aller Raucher verwendet die Verdampfer für die Hosentasche. Das ist ein bedeutender Anteil für die freie Wirtschaft. Konkret bedeutet die E-Zigarette weltweit ein Drei-Milliarden-Dollar-Geschäft. Allein in Deutschland beträgt der Jahresumsatz mit E-Zigaretten und E-Shishas, einer aktuellen Neuerung in diesem Warensegment, ca. 100 Millionen Euro - Tendenz steigend. In der Konsequenz kaufen sich große Tabak-Firmen wie beispielsweise Philip Morris in die Branche ein.

Kritik am Trend zum Dampf

Die E-Zigarette macht vor allem durch ihre Kritiker und besorgte Ärzte Schlagzeilen. Dafür gibt es gute Gründe. Seit 2014 vertreibt der deutscher Anbieter Xeo neben der E-Zigarette auch die E-Shisha. Xeo sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt insbesondere die Jugendlichen der Gesellschaft ansprechen zu wollen. Das Liquid für die Shishas wurde und wird als nikotinfrei beworben. Allerdings fanden sich dennoch Spuren von Nikotin. Der geschilderte Fall umreißt gleich mehrere Kritikpunkte, die für E-Shishas ebenso signifikant sind wie für die elektrische Zigarette: Nichtraucher - insbesondere Jugendliche - werden indirekt zum Rauchen verführt, niemand weiß genau was sich in seinem Liquid befindet und die Kennzeichnungspflicht ist nicht eindeutig geregelt. Es gibt bisher keine gesetzlichen Standards hinsichtlich der Reinheit und Konzentration der Inhaltsstoffe, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum erklärt. Außerdem komme es auch zu Fehldeklarationen. Doch selbst wenn diese Fälle nicht die Regel sind: Es wurden Spuren von Stoffen wie dem Potenzmittel Tadalafil oder einem Appetitzügler Namens Rimonabant, der nachweislich das Risiko für die Entstehung psychischer Störungen erhöht und sogar die Suizidneigung fördert, in Liquids nachgewiesen. Darüber hinaus gelten einige Inhaltsstoffe der E-Zigarette als bedenklich: Ärzte sehen den Einsatz von Propylenglykol als Vernebelungsmittel kritisch, außerdem werden Glyzerin, Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein als mögliche Gefahr für die Gesundheit der Anwender gesehen (nicht nur für Jugendliche). Nitrosamine und verschiedene Metalle bereiten Medizinern zusätzlich Kopfzerbrechen. Dass einige der Substanzen die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen können ist der WHO Grund genug für eine Warnung. Das Deutsche Krebsforschungszentrum ließ zudem verlauten, dass Propylenglykol die Atemwege reize. Aromastoffe können teils als Kontaktallergene wirken und Daten zur Langzeitwirkung vieler Substanzen und Inhaltsstoffe fehlen nach wie vor.

Die Chancen der E-Zigarette

Die Frage ob man sich mit E-Zigaretten das Rauchen abgewöhnen kann gilt als ungeklärt. Das Ärzteblatt in Deutschland vertritt die Ansicht, dass der elektrische Verdampfer für die Entwöhnung nicht effektiv sei. Professor Peter Hajek, führender britischer Experte für Tabakabhängigkeit und Entwöhnung, setzen jedoch große Hoffnungen in die E-Zigarette. Er ist der Überzeugung, dass sie das Potenzial hat, durch den Konsum von Tabak bedingte Krankheiten und Todesfälle zu eliminieren, wie er dem Spiegel im Interview erläuterte: "Sobald die Geräte so gut sind, dass sie mit Zigaretten voll mithalten können, werden Raucher zweifellos in Scharen wechseln. Das wäre ein enormer Gewinn für die Gesundheit der Gesellschaft." Er hält herkömmliche Zigaretten für etwa hundertmal gefährlicher, auch wenn es natürlich am besten ist, gar nicht zu Rauchen. Zumindest darüber besteht Einigkeit.

Bild: PeterFranz / pixelio.de

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