Die Auswirkungen des Ölpreisverfalls

1998 war jenes denkwürdige Jahr, in dem ein Fass Rohöl für 10 US-Dollar zu haben war. Die damalige Ölschwemme führte zu einen 20-Jahres-Tief, das sich so bisher nicht wiederholen sollte. Nach dem Wechsel in das neue Jahrtausend notierten die Ölpreise zunächst fester um die 28 USD pro Barrel – ein Barrel sind 159 Liter. 2006 lagen die Preise mit inzwischen 55 US-Dollar über den damaligen Zielen der Erdöl fördernden OPEC-Länder. Aber schon damals zeichneten sich gespenstisch Barrel-Preise um 100 USD ab. Allerdings beruhigten sich diese Erwartungen wieder, denn die Lage im Nahen Osten und im Iran entspannte sich und verheerende Wetterkatastrophen waren ausgeblieben. 2008 war das Jahr der internationalen Finanzkrise, in dem auch die inzwischen herangereifte Ölpreisblase platzte. Denn eine vermeidliche Rezessionssicherheit des Rohöls hatte seinen Preis auf 146 USD hochschnellen lassen. Der brach mehr oder weniger erwartet parallel zu den US-Banken-Crashs auf 40 US-Dollar ein. Nach der Bankenkrise stand das Jahr 2010 ganz im Zeichen wirtschaftlicher Konsolidierung. China entwickelte sich dabei zur Lokomotive der internationalen Konjunktur. Die EU kämpfte mit der Staaten-Überschuldungskrise und die Rohölpreise erreichten 90 USD pro Barrel Öl. Im Jahr 2012 kam in den USA das unkonventionelle Hydraulic Fracking in den Fokus, das Ölschiefervorkommen zur Ölförderung nutzbar machen sollte. Das Fracking sollte Amerika einen Ölboom bringen - aber auch andere internationale Turbulenzen haben erhebliche Einflüsse auf den Rohölpreis im Jahr 2014.

Der Rohölpreis 2014

Zu Beginn des Jahres lag das Ölpreisniveau bei gemäßigten etwa 105 Dollar pro Barrel. Der US-amerikanische Ölförderboom und gute Wirtschaftsprognosen für die USA und Europa ließen eine hohe Ölnachfrage erwarten, obwohl China ökonomisch schwächelte. Im März begann der Ukraine-Konflikt, ein herausragendes geopolitisches Thema. Sanktionsspiralen vom Westen nach Russland und umgekehrt bescherten dem Ölmarkt ein erhebliches Preisrisiko. Diese Krisenlage entspannte sich im September und Oktober – allerdings war längst schon die ISIS im Irak aktiv. Seit Juni hatten die IS-Kampftruppen Landesteile des Irak und Syriens erobert. Auch in Zukunft kann diese Entwicklung zu unkalkulierbaren Eskalationen führen. Im Monat Juni hatte der Rohölpreis einen Höchststand erreicht, um dann relativ unerwartet abzufallen. Denn die Weltkonjunktur hatte sich zunehmend eingetrübt und die Wirtschaftsprognosen für 2015 wurden zurückgeschraubt. Demzufolge sinkt die Nachfrage nach Rohöl. Bei alledem führt der US-amerikanische Ölboom zur weltweiten Öl-Schwemme und auch die OPEC-Staaten kürzten ihre Fördermengen nicht. Russland lässt aller Boykottdrohungen zum Trotz Gas und Öl weiter fließen und Libyen hat trotz aller Stammeskonflikte seine Ölförderung ziemlich überraschend vervierfacht. Das sind die Gründe, warum der weltweite Ölpreis innerhalb der drei Sommermonate von etwa 110 Dollar pro Barrel steil absank auf nur noch etwa 70 Dollar pro Barrel Ende November - und alles spricht für weiter sinkende Ölpreise.

Die Auswirkungen

Seit Monaten fallen die Ölpreise und endlich merken auch die Verbraucher in Deutschland ein wenig von dem niedrigen Preislevel: Denn der Preis des Rohöls hat Auswirkungen etwa auf die Heizölpreise, den Benzinpreis und Betriebskosten der internationalen Fluggesellschaften. Allerdings halten sich die Preisrückgänge im Rahmen, weil der Ölpreis stets nur einer unter mehreren Faktoren ist, die Auswirkungen auf die Endpreise für die Verbraucher haben. Auch der gegenwärtige Wertverlust des Euro dem USD gegenüber führt zur Relativierung des Ölpreisrückgangs. Ölimporteure brauchen nach und nach mehr Euro, um ihre Käufe zu tätigen – deshalb wirkt ein fallender Euro negativ auf den Benzinpreis. Insgesamt ist der Preis für Benzin und Diesel moderat gesunken. Abends zahlen Autofahrer übrigens am Wenigsten für den Kraftstoff. Die Preise schwanken um 8 Cent pro Liter und liegen zwischen 18 und 20 Uhr am niedrigsten. Der andererseits steigende Dollarkurs gleicht auch für die Airlines Gewinne aus dem sinkenden Ölpreis aus. Deshalb dürften sich Flugtickets auf absehbare Zeit nicht verbilligen. Anders die Heizölpreise in Deutschland: In einigen Regionen Deutschlands kostet ein Liter Heizöl mittlerweile 72 Cent. Deshalb füllt man seinen Heizöltank derzeit günstig auf – und Heizöl könnte noch billiger werden. Allerdings würde ein Drehen des Heizölpreises eine Bestellwelle hervorrufen, die mit langen Wartezeiten verbunden wäre. Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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