Die aktuelle und zukünftige Entwicklung des Schweizer Franken

Das Jahr 2015 begann wirtschaftspolitisch mit einem Paukenschlag. Mitte Januar hatte die Schweizer Nationalbank angekündigt, den Schweizer Franken CHF nicht weiterhin an den Kurs der kontinentalen Einheitswährung Euro koppeln zu wollen. Die weltweiten Märkte reagierten mit deutlichen Einbrüchen. Doch aus Sicht der Eidgenossen war dieser drastische Schritt notwendig, um das eigene Kapitalsystem aufrechtzuerhalten.

Ist das die Loslösung von Europa?

Die Schweiz sorgte mit diesem Vorgehen nicht alleine für Aufsehen, sondern auch für ein kritisches Hinterfragen der eigenen Position. Wozu war der Bruch mit der europäischen Währung notwendig, weshalb kam er gerade jetzt – und wie soll der weltweite Finanzsektor diesen Rückschlag eigentlich verarbeiten? Dennoch dürften die Hintergründe weniger spektakulär als die Ankündigung selbst sein. Die Schweiz hat ihren Franken vom Euro gelöst, weil Letztgenannter in den vergangenen Monaten eine schleichende, dafür aber konstante Talfahrt aufs Parkett gelegt hat. Die Kaufkraft des CHF ist gesunken. Die eidgenössische Republik verlor damit zudem ihr Ansehen und ihren Ruf für Investoren aus aller Welt. Denn bisher galt: Der Franken ist sicher. Wird Geld in der Alpennation angelegt, so müssen Einbrüche im Kurs nicht befürchtet werden. Genau diese traten zuletzt aber ein, weswegen sich die Nationalbank bei einem Wechselkurs von 1,20 CHF gezwungen sah, aus der Einheitswährung auszusteigen.

Wie entwickelt sich nunmehr die Wirtschaft?

Ob eine Wiedereingliederung in das europäische Kapitalsystem denkbar ist, ist gegenwärtig offen. Klar ist dagegen, dass der Sinkflug des Euros den überraschenden Schritt der Nationalbank notwendig werden ließ. Gilt also der Umkehrschluss, dass zunächst eine wiedererstarkende Währung in Europa notwendig ist, um den abermaligen Schulterschluss mit den Schweizern zu suchen? Darauf läuft es vermutlich hinaus. Der Mindestkurs der kontinentalen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-amerikanischen Dollar dürfte darüber entscheiden, ob die Eidgenossen auch künftig eher nach der Freiheit streben oder sich erneut dem Verbund anschließen. Denn sie selbst profitieren bislang von dem Ausstieg. Während in vielen europäischen Ländern die Märkte nachgaben und das Finanzsystem diverse Rückschläge erlitt, scheint die Schweizer Wirtschaft als Gewinner aus der Maßnahme hervorzugehen. Auch die Bürger des Alpenlandes können auf lukrative Käufe hoffen, die sie nun im Geltungsraum des schwachen Euro vornehmen können. Reisen, Shoppingtouren und Investments lohnen sich aus dieser Perspektive nun erheblich.

Wird das Image aufgewertet?

Das Vorgehen der Nationalbank darf indes nicht alleine mit Blick auf kurzfristige Gewinne und Vorteile im Wechselkurs betrachtet werden. Die Republik hat sich in den vergangenen Jahrhunderten einen Ruf als starker Investitionspartner aufgebaut. Die Wirtschaft des Landes basiert auf einem vitalen Finanzsektor, der Anleger aus aller Welt anlockte. Der harte und nie schwankende Franken galt als Garantie dafür, dass das Geld in der Schweiz sicher aufgehoben ist. Nach der Loslösung vom Euro ist also davon auszugehen, dass die Eidgenossen neue Impulse für die eigene Wirtschaft setzen wollen. Die Abkopplung der Nationalbank von der Einheitswährung ist somit als bittere Medizin gegen die Abwertung des eigenen Geldes zu verstehen. Eine erste Sofortmaßnahme, um gröbere Schäden in Form von drastischen Kurseinbrüchen zumindest in den kommenden Monaten zu vermeiden. Allerdings bleibt die Frage offen, innerhalb welcher Zeiträume das ambitionierte Ziel erreicht werden kann. Schnelle Ergebnisse sind jedenfalls nicht zu erwarten.

Ist eine Rückkehr möglich?

Fraglich ist darüber hinaus, ob es auf absehbare Zeit eine abermalige Koppelung der Schweizer Franken an den Euro geben wird. So ausgeschlossen dieser Schritt gegenwärtig wirkt, so sehr ist er doch von der weiteren Entwicklung der Einheitswährung abhängig. Kann diese sich im Vergleich zum Dollar erneut behaupten, so dürfte die Schweizer Nationalbank sehr wohl eine Rückkehr in das europäische Währungssystem in Erwägung ziehen. Denn noch immer ist die Alpenrepublik einzig daran interessiert, einen lukrativen Marktplatz für globale Finanzgeschäfte darzustellen. Dafür wiederum benötigt sie einen starken Franken – kann der Euro dieses Erfordernis gewährleisten, scheint eine Wiedereingliederung auf absehbare Zeit durchaus möglich. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Mindestkurs der Währung nicht erneut unter 1,20 CHF fallen darf. So laut der Paukenschlag also auch war, den die Eidgenossen zum Beginn des Jahres abgefeuert haben – er könnte das richtige Signal gewesen sein, um die europäischen Finanzmärkte wachzurütteln. Bild: Lupo / pixelio.de
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