Comeback der Bierdose?

Das im Jahr 2003 in Deutschland eingeführte Dosenpfand in Höhe von 25 Eurocent pro Behälter mit einem Volumen unter 3 l. wurde von nicht wenigen Protagonisten als der Untergang der Dosen und speziell des Dosenbieres bezeichnet. Tatsächlich räumten einige Handelsketten zunächst ihre Regale mit Dosen aus und ersetzten diese durch Pfandflaschen. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger und so geht es auch mit der Dose und im speziellen mit der Bierdose, die derzeit quasi eine Renaissance erlebt.

Pfand für alle und nicht nur für Bierdose

Natürlich wurde auch auf Flaschen aus PET Pfand erhoben, allerdings war das Image der Dose und im Besonderen der Aluminiumdose speziell in Bezug auf die Umwelt zu diesem Zeitpunkt nicht gerade das Beste. Aluminium benötigt einen sehr hohen Energieaufwand zur Herstellung wie auch im Recycling, im Gegensatz zu den Flaschen aus PET, die später sogar zu Textilien verarbeitet werden können. Ein weiterer Kritikpunkt, der den Untergang der Bierdose in Deutschland beschwor, war die vermeintlich asoziale Klientel, die Bier in Dosen kaufte. Das war natürlich Unsinn, denn anhand der Absatzzahlen (2002 wurden noch etwa 7,5 Milliarden Dosen verkauft) hätte demnach ganz Deutschland ein Problem mit der gesellschaftlichen Sozialisierung. Vor der Einführung des Dosenpfands betrug der Anteil an Getränken in Dosen, also nicht nur Bier, rund 20 %. Ein Jahr später, 2003, mit der Einführung des Pfands, sackte der Absatz quasi ins Bodenlose ab. Allein die Brauwirtschaft büßte in diesem Jahr 7,1 % am Bier-Gesamtumsatz ein.

Welche Dosen sind mit Pfand behaftet?

Ein Dosenpfand im rechtlichen Sinne gibt es nicht, wohl aber ein Einwegpfand, das seit dem 1. Januar 2003 besteht und das sein vollständiges Inkrafttreten im Jahr 2006 erfuhr. Seit dieser Zeit sind alle Geschäfte mit einer Ladenfläche von über 200 m2 verpflichtet, Einweggebinde zurückzunehmen, die aus Materialien bestehen, die sie selbst verkaufen. Die exakte Vorgabe oder gesetzliche Bestimmung betrifft alle Einweggetränkeverpackungen mit einem Volumen von 0,1 bis 3 Liter und beträgt durchgehend 25 Eurocent. Davon ausgenommen sind die für die Umwelt beziehungsweise den Umweltschutz ökologisch vorteilhaften Einwegverpackungen in Form von Polyethylen-Schlauchbeuteln, Folienstandbodenbeutel und Getränkekartons. Ob diese oftmals aus unlösbaren Verbundmaterialien hergestellten Verpackungen wirklich ökologisch vorteilhaft sind, kann allerdings durchaus angezweifelt werden.

Der Dosenabsatz bei den Getränken steigt wieder

Natürlich werden die noch im Jahr 2002 bestehenden Zahlen zum Verkauf wohl nur schwer wieder zu erreichen sein, aber immerhin betrug der Absatz im Jahr 2014 über 826 Millionen Bierdosen, was zum Jahr 2013 eine Steigerung von sagenhaften 54 % bedeutet. Insgesamt konnten die Getränkedosenhersteller ein Umsatzplus von 30 % im Jahr 2014 verbuchen. Die Brauerei Oettinger, einer der ganz Großen in der Wirtschaft, gerade auch in der Abfüllung von Dosenbier, erklärte dazu, das sich das Geschäft in diesem Bereich allein von 2010 bis 2013 verdoppelte und aktuell zweistellige Zuwachsraten vorliegen.

Warum werden wieder mehr Bierdosen gekauft?

In der Wirtschaft wie auch der Politik bestehen verschiedene Ansichten und Meinungen, warum Getränke in der Dose wieder populär werden. Einer der Gründe ist sicherlich, dass die Dose und speziell die Dose aus Aluminium nicht mehr so im Fokus der Umweltschützer steht wie im vergangenen Jahrzehnt und damit in den Medien kaum noch eine Rolle spielt. Ein weiterer Punkt sind veränderte Lebensgewohnheiten. Immer mehr Menschen in Deutschland leben in Single-Haushalten und benötigen Getränke, die vom Volumen her auf ihren geringeren Verbrauch zugeschnitten sind. Da ist die leichte Dose mit 0,33 l. oder 0,5 l. Inhalt einfach praktischer als etwa schwere Glasflaschen.

Bleibt der Trend bestehen?

Es spricht aktuell nichts dagegen. Die Menschen haben sich an das Pfand gewöhnt und für so manchen Zeitgenossen bildet das Einsammeln von pfandpflichtigen Einwegbehältern einen guten Nebenverdienst. Insgesamt geht der Trend schon zu den Mehrwegbehältern, aber lange nicht in dem Maße, wie es sich die Politiker im Jahr 2003 vorgestellt haben. Zudem ist doch mit der Einführung des Pfandsystems dem Umweltgedanken Rechnung getragen. Die Vermüllung der Innenstädte hat sich erheblich reduziert und wertvolle Reststoffe kommen wieder in den Kreislauf. Allein bei Aluminium beträgt der Recycling-Anteil rund 40 %. Bild: Mirko Marek / pixelio.de
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