Malaria – die Seuche im Schatten von Ebola

Die Berichte und Bilder aus West-Afrika, über die verheerenden Folgen der aktuellen Ebola-Epidemie, beginnen im Rahmen deren zunehmender Eindämmung langsam abzuebben. Kaum dass hier Anzeichen ausgemacht werden können, die ein Aufatmen nahelegen, mehren sich Nachrichten über eine neue, besorgniserregende Entwicklung. In einer aktuellen Studie dokumentieren Wissenschaftler des Londoner Imperial College ihre Erkenntnisse, nach denen in Folge der Ebola-Epidemie eine drastische Zunahme der Neuinfektionen und Todesfälle durch Malaria zu beobachten ist. Tatsächlich soll, im Schatten der Ebola-Epidemie, die bisher rund 11.000 Menschen das Leben gekostet hat, fast die gleiche Zahl an zusätzlichen Malaria-Opfern zu beklagen sein. Was auf den ersten Blick wenig logisch erscheint, enthüllt sich bei näherer Betrachtung als verheerender Zusammenhang.

Zusammenhänge auf den zweiten Blick

Folge und Ursache der katastrophalen Zustände in den Ländern Westafrikas, die am schlimmsten von der Ebola-Epidemie getroffen wurden – Guinea, Sierra Leone und Liberia – war der annähernd vollständige Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Krankenhäuser waren mit der Situation überfordert und alltägliche Arbeit unmöglich. Kranke mieden die Einrichtungen, aus Angst sich gerade hier mit der gefürchteten Krankheit infizieren zu können. Eine Behandlung akuter Malariafälle, wie auch unerlässliche Präventivarbeit fanden kaum mehr statt. Die Verteilung von Moskitonetzen, dem bisher erfolgreichsten Mittel im Kampf gegen Malaria-Neuinfektionen, kam zum Erliegen. Die Folge laut Studie: bis zu 3,5 Mio. zusätzlicher unbehandelter Infektionen.

Mehr als ein Mückenstich

Malaria, die aufgrund Ihres Erscheinungsbildes auch als Sumpffieber, Wechselfieber oder Kaltes Fieber bezeichnet wird, ist als Infektionskrankheit so alt wie die Menschheit. Erreger sind verschiedene Parasiten der Gattung Plasmodium, die durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke in den menschlichen Körper gelangen. Dort dringen sie zuerst in das Lebergewebe ein, wo sie verschiedene Entwicklungsstufen durchleben und schließlich in den Blutkreislauf gelangen und dort speziell die roten Blutkörperchen befallen. Aufgrund der verschiedenen Erreger zeigen sich auch verschiedene Erscheinungsformen der Malaria, die sich in ihrem Verlauf und der Schwere der Erkrankung und ihrer Folgen unterscheiden. Die schwerste und am weitesten verbreitetste Variante ist die sogenannte Malaria tropica. Die Inkubationszeit der Erkrankung liegt, je nach Art, bei 12 bis 50 Tagen, nach denen der Körper meist mit wiederkehrend wechselndem, Fieber auf den Erreger reagiert. Dieses hämorharrgische Fieber ist eines der zentralen Symptome, das jedoch nicht immer in einheitlicher Form auftreten muss, weshalb es nicht als sicherer Beleg für eine Erkrankung gewertet werden kann. Begleitet wird die Erkrankung von neurologischen Symptomen wie Bewusstseinsstörungen. Sie führt schließlich, durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen zu Anämie, zur Schädigung verschiedener Organe und in ernsten Verlaufsformen zu akutem Nierenversagen durch Hämoglobinurie. Eine tückische Eigenschaft des Erregers besteht in möglichen Rezidiven, also Ruhephasen der Krankheit, in denen sie sich nicht durch Symptome bemerkbar macht. Zum Ausbruch der Krankheit kommt es dann nach Monaten oder sogar Jahren der Beschwerdefreiheit. Der Mensch ist für den Parasiten nur ein Zwischenwirt – bei einem erneuten Stich durch einen Moskito gelangt er erneut in den Körper des Tieres und vermehrt sich dort.

Diagnose und Behandlung der Malaria

Die Diagnose einer Malariaerkrankung erfolgt durch den mikroskopischen Nachweis des Erregers im Blut oder durch einen Schnelltest, welcher parasitenspezifische Antigene nachweist. Zur Behandlung werden verschiedene Medikamente mit den Wirkstoffen Chinin, Primaqui und Proguanil eingesetzt. Eine Impfung befindet sich derzeit in der ersten Probephase im Humanversuch und zeigt erste vielversprechende Ergebnisse. Bisher gilt jedoch die prophylaktische medikamentöse Therapie als übliche Methode der Vorbeugung, insbesondere bei Reisen in Malariagebiete.

Rückschläge und Hoffnung

Da die von Malaria betroffenen Gebiete Westafrikas besonders von Armut gezeichnet sind, stellt eine medizinische Versorgung hier ein ernstes Problem dar. Als geeignetste Therapie wurde in den letzten Jahren deshalb die möglichst flächendeckende Verteilung mit Pestiziden behandelter Moskitonetze erkannt. Die Erfolge dieser Bemühungen waren deutlich zu erkennen. Zwischen 2000 und 2013 ist die Zahl der an Malaria Erkrankten um 34% gesunken und mit 584.000 lag die Zahl an Todesopfern in 2013 um 47% niedriger als noch in 2000. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Tatsache, dass 90% der weltweiten Opfer der Malaria in Afrika sterben, wovon 50% Kinder unter fünf Jahren sind, ist der aktuell beobachtete Trend in Folge der Ebola-Epedemie besonders besorgniserregend. Bild: M. Großmann / pixelio.de
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