Carl Peter Fabergé – Diamanten, Gold und Miniaturen

Der Handel mit Juwelen und Schmuck wurde Carl Peter Fabergé in die Wiege gelegt. Er kam im Jahr 1846 als Sohn des Juweliers und Goldschmieds Gustave in St. Petersburg zur Welt. Die Familie war hugenottischen Ursprungs und kam über Schweden nach St. Petersburg. Sein jüngerer Bruder Agathon folgte ihm später als Designer ins Familienunternehmen. Im Alter von 14 Jahren übersiedelte Fabergé mit seiner Familie nach Dresden, der Vater hatte sein Juweliergeschäft an seinen Kollegen übergeben.

Ausbildung und erste Schritte im Juweliershandwerk

Der junge Fabergé erlernte das Handwerk des Goldschmieds und Juweliers von Grund auf und erweiterte seine Ausbildung durch kaufmännische Fachkenntnisse. Nach Abschluss der Handelsschule in Dresden absolvierte er eine Lehre beim Frankfurter Juwelier Friedmann und besuchte in Hanau die Goldschmiedeschule. Auf Reisen durch ganz Europa erlernte er auch den Umgang mit Materialien, die für die Kunstschmiede seiner Zeit weniger üblich waren, er arbeitete mit Opalen, mit Amethysten und sogar mit Glas. Aus seiner Zeit in Dresden kannte er die barocken Üppigkeiten der dortigen Ausstellung im „Grünen Gewölbe“; sowohl er als auch sein Bruder Agathon bezogen aus den ausgestellten Kunstobjekten, die seit Kurfürst Moritz´ Zeiten im Jahre 1547 gesammelt worden waren, Inspirationen für ihre Entwürfe. 1876 übernahm er schließlich die väterlichen Werkstätten in St. Petersburg und gründete eine Familie. Vier Söhne brachte seine Frau Augusta in den folgenden Jahren zur Welt. Im Jahr 1882 bekam er die Chance, für eine Ausstellung in Moskau Kopien von antiken skythischen Schätzen anzufertigen. Carl Peter Fabergé widmete dem Studium der Kunstgegenstände, die in der Eremitage ausgestellt waren, viele Jahre seines Lebens. Die Restaurierung zahlreicher Stücke waren sein Verdienst. Durch diese Arbeiten, die er unentgeltlich ausführte, erlernte der Goldschmied die traditionelle Handwerkskunst seiner Zunft. Durch die Ausstellung in Moskau erlangte er nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch die Aufmerksamkeit des Zarenhauses: Zarin Maria Fiodorowna begeisterte sich derart für die ausgestellten Kunstwerke, dass sie Manschettenknöpfe erwarb, die in Insektenform gearbeitet waren. Sie galten in der griechischen Antike als Glücksbringer. So wurde die Bestellung zweier Manschettenknöpfe, die Zikaden darstellten, zur Grundlage einer jahrzehntelangen Verbindung zum Zarenhaus und des weltweiten Erfolges der Werkstätten. Carl Peter Fabergé bewies nicht zum ersten Mal sein Talent, die modischen Trends seiner Zeit zu erkennen und für sich zu nutzen. Der antikisierende Stil war beliebt in Adelskreisen, und so fanden sich viele begeisterte Abnehmer für seinen Schmuck und seine Ziergegenstände.

Das Huhn im Ei: Fabergé wird berühmt

Zar Alexander III. bestellte im Jahr 1885 ein besonderes Geschenk für seine Gattin, welches die Werkstätten Fabergés zu Weltruhm brachte: das erste Osterei. Innen aus Gold, außen weiß emailliert, fand Maria Fjodorowna im Innern dieses Eis ein goldenes Huhn. Darin versteckte sich ein kleiner Rubinanhänger. Das Geschenk beeindruckte die Zarin derart, dass fortan jedes Jahr ein weiteres Ei dieser Art bei Fabergé bestellt wurde. Auch ihr Sohn, Nikolaus II., übernahm diese Angewohnheit später und orderte jährlich je ein Ei für seine Frau und für seine inzwischen verwitwete Mutter. Im Inneren verbargen sich stets Figuren oder Schmuckstücke, die auf die Ereignisse oder das Leben der Zarenfamilie Bezug nahmen. Die perfekten Kunstwerke mit ihren winzigen Miniaturen im Innern machten das Familienunternehmen weltberühmt. Eine große Sammlung dieser Meisterstücke findet sich heute im Fabergé-Museum in St. Petersburg. Maria Fjodorownas Sohn Nikolaus schenkte auch seiner künftigen Frau, Alix von Hessen, einen in Diamanten eingefassten sibirischen Aquamarin, gearbeitet als Brosche. Dieses erste Geschenk an seine künftige Frau wurde später, eingenäht in die Kleidung, bei den Leichen der ermordeten Familie gefunden. Die Geschichte der Familie Romanow ist - bis zum bitteren Ende - untrennbar mit der des Unternehmens Fabergé verwoben.

Expansion und Ernennung zum Hoflieferanten

Die Folge der Aufmerksamkeit des Zarenhofes war eine umfassende Erweiterung der Werkstätten. Arbeiten aus Emaille, Silber und Stein, Gravuren und Ziselierungen wurden in die Produktpalette aufgenommen. 1885 wurde Fabergé zum offiziellen Hoflieferanten des Zaren ernannt, internationale Ausstellungen brachten ihm weiteren Ruhm und Erfolg. Der Zar selbst gewöhnte sich an, auf Auslandsreisen häufig Fabergé-Kunstwerke als Gastgeschenke zu überreichen; so wurden diese zu einer Art Markenzeichen der Zarenfamilie. Auf der Weltausstellung 1890 in Paris präsentierte man erstmals und mit großem Erfolg die kaiserlichen Ostereier. Die Firma expandierte weiter: Niederlassungen in Moskau, London, Kiew und Odessa entstanden. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges hatte sich die Firma zu einem Imperium mit vielfältigen Produkten der Schmuck- und Juwelierbranche entwickelt. Carl Peter Fabergé wurde unterstützt von seinen vier Söhnen, die alle in den Familienbetrieb einstiegen.

Strukturwandel im Ersten Weltkrieg: Zinngeschirr statt Prunk und Pracht

Die politischen Umwälzungen der Zeit brachten auch fǘr das Juweliershaus einschneidende Veränderungen mit sich. Es gelang der Firma, sich auf die Umstände einzustellen und die Produktion in Bezug auf die Waren, aber auch die verwendeten Materialien umzustellen. Die Moskauer Niederlassung Fabergés produzierte bis 1917 zahlreiche Waren, die für die Ausrüstung der Armee benötigt wurden. So etwa Feldgeschirr, Feuerzeuge, Töpfe und Eimer, auch Patronenhülsen in großen Mengen. Geschenkartikel aus dem Luxussegment wie Zigarettenetuis oder Aschenbecher mit Gravuren wurden weiterhin produziert. Zumeist wurden diese Gegenstände aus Kupfer oder Messing hergestellt, die Edelmetalle traten in den Hintergrund. Nach der Machtübernahme der Bolschewiken im Jahr 1917 war die Familie gezwungen, zu emigrieren. Ihr Weg führte sie zunächst nach Riga, schließlich nach Berlin und Wiesbaden. Aufgrund seiner Niederlassungen im Ausland, etwa in London, und der dortigen Warenbestände gelang es Carl Peter Fabergé zumindest, einen Teil seines Vermögens zu bewahren. Zwei Jahre verlebte Carl noch in Wiesbaden, schließlich starb er auf einer Reise in Lausanne im Jahr 1920.

Glanz und Gloria: Fabergé und seine Zeit

Die Kunst der Manufaktur Fabergés war stilbildend für seine Epoche. Bis heute steht der Name der Familie für Glanz und Vollkommenheit der Juwelierskunst, wie sie die Werkstätten damals verlassen haben. Er verlieh der Pracht und dem Pomp der Zarenzeit in seinen Luxus- und Schmuckartikeln kunstvollen Ausdruck. Fabergé war nicht nur Hoflieferant des Zaren, sondern belieferte auch die königlichen Höfe Skandinaviens, Englands, Bulgariens und Griechenlands. Sogar bis nach Thailand an den dortigen Hof wurden Erzeugnisse der Werkstätten Fabergés verschickt. Sankt Petersburg wurde in der Blütezeit der Werkstätten zum weltweiten Zentrum der Juwelierskunst. Zu einem Teil wird der durchschlagende Erfolg seiner Unternehmensleitung der hohen Qualität zugerechnet: Kein Stück, das nicht perfekt gearbeitet war, durfte die Werkstätten verlassen. Hinzu kam ein großes Geschick im Erkennen von Zeitgeist und Trends: Carl Peter Fabergé verband russische Traditionen mit einem Blick auf europäische Kunst und setzte dies in seinen Designs um. Aspekte von Art Nouveau, dem Louis-quinze- und Louis-seize-Stil sind in den Kunstwerken zu entdecken. In den Werkstätten wurde mit verschiedensten Materialien experimentiert, Legierungen von Metallen verwendet, neue Kombinationen ausprobiert. Auch für weniger anspruchsvolle Kunden als die Königshöfe hatte Fabergé einiges im Angebot: Es wurden vergleichsweise erschwingliche Schmuckstücke angeboten, die etwa aus Emaille und mit weniger wertvollen Metallen gearbeitet waren. Fabergé selbst sah sich in erster Linie als Künstler, weshalb ihm der ästhetische Wert eines Schmuckstückes oft wichtiger erschien als der materielle. Dies unterschied ihn, so befand er selbst, etwa von seinen Konkurrenten wie Cartier. Er war in der Wahl seiner Materialien auf die optischen Aspekte fokussiert und verstand seine Kunstwerke nicht als bloße Anhäufung teurer Materialien. Zum Verhängnis wurde dem Unternehmen letzten Endes die enge Verbindung zum Zarenhaus: mit dem Untergang der Romanows wurde auch das Familienunternehmen in den Abgrund gerissen. Kurz nachdem das Unternehmen 1918 verstaatlicht wurde, folgte die Auflösung. Trotz einer Neugründung des Familienbetriebes durch zwei Söhne in Frankreich fand das Unternehmen nicht wieder zur alten Größe zurück. Bild: Maren Beßler / pixelio.de
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