Stromanbieterentscheidung im Unternehmen – kann veganer Strom eine Alternative sein?

Für Unternehmen ist die Frage, welchen Stromanbieter man wählen soll, oft noch relevanter als für Privatpersonen. Der Stromverbrauch eines Unternehmens ist natürlich deutlich höher, sodass Unternehmen in Summe auch für Strom mehr bezahlen als ein Privathaushalt. Gleichzeitig hat die Entscheidung für einen bestimmten Anbieter auch eine Signalwirkung auf Partner, Kunden und mögliche Mitarbeiter. Immer mehr Unternehmen sind sich dessen bewusst. Wer Nachhaltigkeit zu seinen Firmenwerten zählt und ökologisch handeln möchte, recherchiert daher bewusst nach Ökostrom oder Naturstrom. Atomenergie ist dabei tabu, stattdessen wird der Ökostrom zum Beispiel aus Windkraftanlagen oder über Wasserkraftwerke bezogen. Mittlerweile gehen die Möglichkeiten, seinen Energiebedarf ökologisch sinnvoll zu decken aber sogar noch weiter: veganer Strom ist nicht nur ökologisch, sondern berücksichtigt auch aktiv den Tierschutz und ist daher auch für Vegetarier eine interessante Alternative. Ökostrom ohne Tierprodukte wird für viele Firmen daher zur Chance, nach den eigenen Werten zu leben und Nachhaltigkeit zu praktizieren. Veganer Strom hilft außerdem dabei, Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern zu zeigen, dass Tierschutz dem Unternehmen wichtig und Tierleid nicht akzeptabel ist.

Was ist veganer Strom?

Strom für Vegetarier? Wer zum ersten Mal davon hört, dass veganer Strom eine Option für Unternehmen ist, ist wahrscheinlich überrascht. Dass es überhaupt Strom geben soll, in den Tierprodukte einfließen, sorgt für Verblüffung. Oder ist veganer Strom ein eigener Strom nur für Vegetarier? Die meisten kennen den Begriff "vegan" nur aus der Ernährung, gerade weil es in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Vegetarier gegeben hat. Dort bedeutet "vegan", dass keinerlei Tierprodukte in einem Lebensmittel enthalten sind. So unterscheiden sich auch Vegetarier von Veganern, da Vegetarier beispielsweise Eier und Milch, also Produkte vom lebenden Tier, essen, während Veganer komplett darauf verzichten, Tierprodukte zu sich zu nehmen. Entsprechend richten sie auch ihr ganzes Leben darauf aus, kein Tierleid zu verursachen und in allem, was sie tun, Tierschutz zu praktizieren.

Tierfreundlich und ökologisch

Strom, für dessen Herstellung Tierprodukte genutzt werden, gibt es tatsächlich kaum. Biogas aus Gülle beispielsweise nutzt Tierprodukte, und ist entsprechend natürlich nicht vegan, obwohl ökologisch sinnvoll. Aber es gibt Strom, dessen Herstellung Tierleid verursacht. Atomenergie beispielsweise verwendet keine Tierprodukte in der Herstellung, gilt aber trotzdem nicht als veganer Strom. Denn der Begriff "vegan" wird vielfach jedoch auch breiter eingesetzt und schließt eine Lebensführung ein, in der Tierschutz eine große Rolle spielt. Ein veganes Produkt ist nach dieser Definition explizit tierfreundlich, das heißt, für seine Herstellung wurde keinerlei Tierleid in Kauf genommen. Auch der natürliche Lebensraum von Tieren wurde nicht beeinträchtigt.

Strom, der Tierschutz ernst nimmt

Veganer Strom ist dementsprechend Naturstrom, dessen Herstellung tierfreundlich abläuft, kein Tier (aus)nutzt, kein Tierleid verursacht und auch keine Ressourcen in Anspruch nimmt, auf die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung angewiesen sind. Die hohen Anforderungen an Ökostrom bestehen natürlich trotzdem, denn nachhaltig im Sinne des Tierschutzes kann Strom nur dann sein, wenn er auch die Umwelt insgesamt schützt. Umgekehrt gibt es jedoch Naturstrom, dessen Herstellung den natürlichen Lebensraum von Tieren einschränkt. Windkraftanlagen beispielsweise sind zwar klimafreundlich und werden keine Tierprodukte, können aber durch die Räder der Windkraftanlagen Vögel im Flug erschlagen. Selbst, wenn keine Vögel getötet werden, greifen Windkraftanlagen aktiv in den Lebensraum von Vögeln ein und verändern diesen, was ebenfalls nicht gut für den Tierschutz ist. Auch Wasserkraftwerke stellen Ökostrom her und sind daher deutlich nachhaltiger als zum Beispiel Atomenergie. Wasserkraftwerke billigen aber, dass Fische in ihrem Lebensraum eingeschränkt oder sogar getötet werden. Sie sind also auch nicht zu 100 % tierfreundlich. Veganer Strom berücksichtigt dies und die entsprechenden Stromanbieter beziehen den Strom ausschließlich aus Quellen, die keine Tiere schädigen.

Ist veganer Strom teurer?

Für Unternehmen spielen die Kosten für den gewählten Stromanbieter natürlich eine wichtige Rolle. Atomenergie wird überhaupt nur deswegen noch in Betracht gezogen, weil sie angeblich besonders günstig ist. Wirklich überzeugt davon, dass Atomenergie eine gute Alternative ist, sind die wenigsten Nutzer. Viele Unternehmen möchten gerne ökologisch bewusst handeln, glauben aber, das sei teurer als Atomenergie. Dabei setzen sich viele Bezieher gar nicht intensiv mit den eigentlichen Kosten auseinander. Ökostrom zum Beispiel aus Windkraftanlagen, Naturstrom und auch veganer Strom sind aktuell kaum teurer als Strom vom konventionellen Stromanbieter und vor allem Atomenergie. Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke und Solaranlagen sind in den letzten Jahren stark gefördert worden und machen es deutlich einfacher, auf Atomenergie zu verzichten und sich ökologisch korrekt zu verhalten. Die Tatsache, dass man kein Tierleid verursacht und sogar aktiv Tierschutz betreibt, sollte Unternehmen den geringen Aufpreis wert sein. Die sinnvollere und nachhaltigere Methode, an den Stromkosten zu sparen, besteht ohnehin darin, den eigenen Stromverbrauch zu senken. Das ist ökologisch viel sinnvoller, als billige Atomenergie einzukaufen und nicht auf den Stromverbrauch zu achten. Unternehmer, die selbst Vegetarier sind, werden ohnehin nur Strom nutzen wollen, der ökologisch hergestellt wurde.

Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen und Solaranlagen: Wo kommt veganer Strom her?

Es gibt einige Stromanbieter, deren veganer Strom über Wasserkraftwerke bezogen wird, weil Wasserkraft umweltfreundlich und ökologisch ist, anders als zum Beispiel Atomenergie. Wasserkraftwerke sind auch gut geeignet, um Naturstrom zu erzeugen, aber vegan sind sie nicht unbedingt. Auch Windkraftanlagen werden teilweise für veganen Strom herangezogen, weil keine Tierprodukte darin verarbeitet werden und sie nachhaltigen Ökostrom liefern können. Wer sich als Vegetarier oder Veganer aber bewusst für den Tierschutz entscheidet und durch seinen Stromanbieter keinerlei Tierleid verursachen will, wählt einen Ökostrom, der nur aus pflanzlichen Materialien gewonnen wird wie zum Beispiel aus ökologisch angebauten Zuckerrübenschnitzeln. Auch aus Solaranlagen kann Naturstrom gewonnen werden, der wirklich rein vegan ist. Wer Energie tierfreundlich gewinnen will, informiert sich daher vorher intensiv darüber, wo genau der Stromanbieter seinen Strom bezieht und wie er hergestellt wird, ob Wasserkraftwerke, Solaranlagen oder Windkraftanlagen genutzt werden und wie ökologisch die Herstellung ist.

5 Gründe, warum veganer Strom für Unternehmen sinnvoll ist

Auch für Unternehmer, die selbst gar nicht Vegetarier sind, kann es absolut sinnvoll sind, sich für veganen Strom zu entscheiden. Im Folgenden sind die fünf besten Gründe für Unternehmer aufgeführt, bei der Wahl vom Stromanbieter darauf zu achten, dass keinerlei Tierprodukte verwendet werden. Das geht noch über die Wahl von Strom der Windkraftanlagen und Wasserkraftwerke hinaus.

Grund 1: Man wird attraktiver als Arbeitgeber.

Gerade die Generation Y, das heißt diejenige Generation, die aktuell von den Unis auf den Arbeitsmarkt drängt, sucht in einem Job nicht nur eine Einnahmequelle, sondern ein Stück Sinn fürs Leben. Wer als Arbeitgeber um die jungen und hochqualifizierten Arbeitnehmer konkurrieren muss, sollte wissen, was diese wollen und suchen. Tierprodukte sind gerade für junge Menschen oft tabu, und dass bei der Stromherstellung Tierleid verursacht wird, ist für die kommenden Generationen nicht mehr akzeptabel. Ein Unternehmen, das ganz konsequent für Tierschutz eintritt und einen Stromanbieter für Naturstrom wählt, der tierfreundlich hergestellt wurde, kann diese Information im sogenannten Employer Branding nutzen und sich selbst als tierfreundlich positionieren. Dadurch wird man gerade für diejenigen Arbeitnehmer attraktiver, denen Werte und Nachhaltigkeit sehr wichtig sind. Wer als Unternehmen auf eine Kultur des Vertrauens und des Miteinanders baut und Mitarbeiter sucht, die nicht einfach nur jobben, sondern eine sinnvolle Arbeit ausfüllen möchten, hat durch den Bezug von veganem Strom die Chance, genau die richtigen Kandidaten anzusprechen. Gerade in den jüngeren Generationen gibt es auch viele Vegetarier, denen es besonders wichtig ist, kein Tierleid zu verursachen. Nicht nur als Arbeitgeber werden Unternehmen attraktiver, wenn sie sich dafür entscheiden, Tierschutz zu praktizieren. Auch Geschäftspartner, Kunden und die Presse sehen es gerne, wenn Firmen ihre Stellung dazu nutzen, Tierschutz zu praktizieren. Ein Unternehmen, das sich besonders tierfreundlich gibt, kann auch bei potenziellen Kunden damit werben. Besonders Unternehmen, die Produkte für Vegetarier herstellen, gewinnen an Glaubwürdigkeit, wenn sie aktiv daran mitarbeiten, Tierleid zu vermeiden. Atomenergie kann für solche Firmen sogar rufschädigend sein, weil sie damit nicht selbst das praktizieren würden, wofür ihre Marke steht.

Grund 2: Die Übernahme von sozialer Verantwortung ist Pflicht für Unternehmer

Unternehmen sind stets dazu angehalten, soziale Verantwortung zu übernehmen. Wer von der Gesellschaft profitiert und durch ihre Ressourcen Gewinne erzielt, muss auch etwas zurückgeben. Dieses Streben danach, sich als Teil der Gesellschaft zu sehen, der auch etwas zurück gibt, nennt man Corporate Social Responsibility (CSR). Während CSR erst seit wenigen Jahren ein gängiges Schlagwort ist, nimmt ihre Bedeutung stetig zu. Große Kapitalgesellschaften sind sogar verpflichtet, öffentlich Bericht über die eigenen CSR-Tätigkeiten abzulegen. Tierschutz und die Vermeidung von Tierleid gehören ebenfalls zur CSR. Die Tatsache, dass mittlerweile eine Berichtspflicht für große Unternehmen besteht, lässt schon ahnen, was dem folgen wird: Auch für kleinere Unternehmen werden solche Berichte Pflicht, und mittelfristig werden sicher auch Regeln erlassen, was Unternehmen tun müssen, um ökologisch sinnvoll zu handeln. Wer veganen Strom bezieht, ist hier schon gut aufgestellt. Gerade für große Unternehmen bedeutet ein veganer Stromanbieter bereits jetzt einen Vorteil bei der Berichtslegung.

Grund 3: Die Kosten fallen nicht ins Gewicht.

Atomenergie ist billig, aber gefährlich für das Leben auf unserem Planeten. Wer Atomenergie aus Kostengründen bezieht, hat außerdem nicht richtig nachgerechnet. Zwar ist veganer Strom genau wie Ökostrom und Naturstrom ein bisschen teurer, aber in einem Unternehmen, das viel Geld für Personal und Marketing-Aktivitäten ausgibt, fallen diese Kosten kaum ins Gewicht. Es kann also aus unternehmerischer Sicht kein Kostengrund dagegensprechen, auf Strom ohne Tierprodukte zu verzichten. Sich tierfreundlich zu verhalten und Naturstrom zu nutzen, der kein Tierleid verursacht, fällt in einem normalen Jahresabschluss überhaupt nicht ins Gewicht - zumindest nicht von der Kostenseite her. Außerdem unterstützt man so als Unternehmen Stromanbieter, die sich gezielt für Naturstrom einsetzen und damit dafür sorgen, dass veganer Strom in Zukunft günstiger wird. Denn je mehr Unternehmen Ökostrom ohne Tierprodukte beziehen, desto mehr wird in dessen Herstellung investiert und umso günstiger wird die Produktion in der Zukunft.

Grund 4: Veganer Strom ist die Zukunft.

Man braucht gar keine Abgas-Skandale und Diesel-Fahrverbote, um zu erkennen, dass die Gesellschaft sich mitten in der Energie-Wende befindet. Atomenergie, die lange Zeit als sauber galt, wird zunehmend abgelöst. Windkraftanlagen und Wasserkraftwerke werden vermehrt eingesetzt, um ökologisch und nachhaltig Naturstrom zu erzeugen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr Wert darauf gelegt wird, Ökostrom herzustellen. Die Energiereserven unseres Planeten sind schließlich nicht endlos. In der öffentlichen Diskussion nehmen Tierschutz und die Vermeidung von Tierleid eine immer größere Rolle ein. Immer mehr Menschen entschließen sich, Vegetarier zu werden und so ihr Leben tierfreundlich zu gestalten. Dass nach dem Ökostrom und dem Naturstrom der Weg hin zu veganem Strom geht, ist daher nur eine Frage der Zeit. Wer bereits jetzt einsteigt, setzt damit auf die Energie der Zukunft und unterstützt Stromanbieter dabei, Naturstrom zu fördern, der ohne Tierprodukte hergestellt wurde.

Grund 5: Man tut das Richtige.

Als Unternehmer hat man das große Privileg, neue Produkte herzustellen und damit Gewinne zu erzielen. Man bietet Mitarbeitern Arbeitsplätze und profitiert davon, dass andere Menschen für einen arbeiten und bei einem einkaufen. Diese Möglichkeit steht nicht jedem Menschen zu, und Unternehmer - selbst wenn sie selbst keine Vegetarier sind oder Produkte für Vegetarier herstellen - können der Gesellschaft etwas zurückgeben, indem sie Tierschutz betreiben und Energie nur tierfreundlich beziehen. Denn schließlich hat man finanziell gesehen als Unternehmer andere Möglichkeiten als eine Privatperson. Damit kann man es sich leisten, eine Sache zu tun oder zu beziehen, einfach, weil sie richtig ist. Jedem, der versteht, wie unser Ökosystem funktioniert, ist klar, dass es sinnvoll ist, Tierleid zu vermeiden und keine Tierprodukte zur Stromerzeugung zu verwenden. Wer konsequent ökologisch handeln möchte, wählt einen Stromanbieter aus, der Ökostrom tierfreundlich herstellt.

Stromanbieter, die veganen Strom anbieten

Strom für Vegetarier wird teilweise über Wasserkraftwerke oder in Windkraftanlagen hergestellt. Viele Stromanbieter bieten außerdem Energie aus Solarkraftanlagen an. Die folgende Liste bietet einen Überblick über Anbieter, die sich bewusst dafür einsetzen, Tierleid bei der Stromerzeugung zu vermeiden. Sie alle bieten Naturstrom bzw. Ökostrom an und verzichten selbstverständlich auf Atomenergie. Die Liste enthält nicht nur die wichtigsten Anbieter für veganen Ökostrom, sondern stellt auch dar, ob der Strom aus Windkraftanlagen, über Wasserkraftwerke oder durch Solaranlagen erzeugt wird und ermöglicht so einen guten Überblick darüber, wie tierfreundlich die Produktion ist.
  • Elektrizitätswerke Schönau (EWS) - bieten zu 100 % Strom an, der über Wasserkraftwerke bezogen wurde
  • Greenpeace Energy (Wasserkraftwerke und Windkraftanlagen, werden von Greenpeace geprüft)
  • Lichtblick (Wasserkraftwerke, stellen allerdings auch Biogas unter anderem aus Gülle her und verwenden damit Tierprodukte)
  • Naturstrom (Wasserkraftwerke und Windkraftanlagen)
  • Polarstern Energie (Wasserkraftanlagen, Biogas aus Zuckerrübenschnitzeln, was besonders tierfreundlich ist)
  • vegawatt (100 % Solarstrom, Biogas aus 100 % Zuckerrübenschnitzeln, daher absolut tierfreundlich und ohne jegliche Tierprodukte)
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