Vereinbarkeit von Job und Familie

Für berufstätige Frauen und Männer mit Kinderwunsch stellt sich irgendwann die Frage, wie es ihnen gelingen kann, Job und Familie miteinander vereinbaren zu können – ganz zu schweigen davon, ob mit Kindern noch eine Karriere möglich ist. Die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie hat einen erheblichen Einfluss auf die Geburtenrate. Im Idealfall würden viele erwerbstätige Mütter und Väter gerne eine Work Life Balance erreichen, in der Arbeit und Privatleben, sprich Job, Familie und Freizeitgestaltung, in einem harmonischen Verhältnis stehen.

Kind und Beruf in der Lebensplanung

Die Realität in Deutschland sieht noch anders aus, da sich berufstätige Eltern mit allerlei Problemen konfrontiert sehen. Auf der einen Seite gibt es die Wünsche und beruflichen Qualifikationen von Müttern und Vätern, auf der anderen Seite müssten Politik und Arbeitgeber Rahmenbedingungen schaffen, welche die Verwirklichung einer zufriedenstellenden Work Life Balance für Berufstätige mit Familie ermöglichen.

Mit der Geburt eines Kindes stellen sich viele Fragen

Nach der Geburt eines Kindes gilt es zu entscheiden, ob und wann die Mutter wieder arbeiten geht und in welchem Stundenumfang, ob Mutter oder Vater oder beide Elternzeit nehmen und wie lange. Nach der Babypause ist abzuwägen, ob die Rückkehr in die Berufstätigkeit in Teil- oder Vollzeit erfolgen soll. Die Eltern müssen einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs finden. Die Öffnungszeiten der meisten Kindertagesstätten machen eine Vollzeittätigkeit in vielen Fällen unmöglich. Manche Eltern greifen auf die Unterstützung durch die Großeltern zurück oder bezahlen, wenn sie genug verdienen, zusätzliches Betreuungspersonal. Für Alleinerziehende gestaltet sich die Vereinbarkeit von Job und Kind(ern) besonders schwierig. Die Erwerbstätigenquote Alleinerziehender ist hoch. Und die Alleinerziehenden, die nicht erwerbstätig sind, würden oftmals gerne arbeiten, finden aber schwieriger eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt. Wenn der Nachwuchs krank ist und Zuhause betreut werden muss, sollten Mütter und Väter ihr Recht auf Freistellung von der Arbeit zur Pflege kranker Kinder kennen, um es gegenüber Arbeitgebern durchsetzen zu können.

Deutschland befindet sich in einem Wandel

Eine Studie des Bundesfamilienministeriums in Kooperation mit dem Zukunftsrat Familie hat ergeben, dass sich viele Mütter eine frühere Rückkehr in ihren Job und einen höheren Stundenumfang wünschen und dass nicht erwerbstätige Mütter gerne arbeiten würden. Dass in Familien sowohl Vater als auch Mutter berufstätig sind, ist inzwischen normal. Allerdings arbeiten die meisten Väter in Voll- und die Mütter in Teilzeit. Laut der Studie wünschen sich jüngere Elternpaare heute, dass beide Partner in gleichem Umfang berufstätig sind und sich zu gleichen Teilen um Kinder sowie Haushalt kümmern. Deutschland befindet sich, was die Vereinbarkeit von Job und Familie als auch die traditionelle Rollenaufteilung anbelangt, derzeit in einem Wandel. Neuere gesetzliche Regelungen fördern diese Entwicklung.

Der Staat unterstützt mit Leistungen, rechtlichen Regelungen sowie Betreuungs- und Beratungsangeboten

In der Bundesrepublik steht Familien mit Kindern Unterstützung vom Staat zu. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen Familien-Wegweiser herausgegeben – zu bestellen als Broschüre und auch online. Es gibt z. B. Unterstützung in Form von Mutterschaftsleistungen, Elterngeld, Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag und rechtliche Regelungen wie Mutterschutz und Beratungsangebote bei der Suche nach Betreuungsplätzen und spezielle Angebote und Förderungen für Alleinerziehende. Per Postleitzahlensuche können das jeweilige Jugendamt sowie Adressen und Anmeldeformalitäten der örtlichen Kindertagesstätten gefunden werden. Die Zahl der Kindergartenplätze – auch für unter Dreijährige – wurde bzw. wird derzeit kontinuierlich ausgebaut mit dem Ziel, das möglichst bald die Nachfrage gedeckt werden kann. Mittlerweile haben Kinder ab dem ersten vollendeten Lebensjahr auch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das wachsende Angebot an Krippen, Kindertagesstätten, Tagesmüttern- und vätern, Horten und Ganztagsschulen wird es Vätern wie Müttern in Zukunft leichter machen, Job und Familie miteinander vereinbaren zu können.

Es muss noch mehr familienfreundliche Unternehmen geben

Die Politik will durch diverse Maßnahmen dazu beizutragen, dass die Frage „Kind oder Beruf“ bei der Lebensplanung durch die Antwort „Kind und Beruf“ ersetzt wird. Allerdings reichen die Maßnahmen der Politik nicht allein. Es müssen auch die Arbeitgeber mitspielen. Es muss mehr familienfreundliche Betriebe geben, die Müttern und Vätern auch eine Berufsrückkehr in Teilzeit ermöglichen, flexible Arbeitszeitmodelle anbieten und akzeptieren, dass auch Väter Elternzeit nehmen und nur halbtags arbeiten wollen. Bild: rudolf ortner / pixelio.de
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