Besitzt das Kino die Macht, Menschen und Gesellschaften zu beeinflussen, vielleicht sogar Staaten gegeneinander aufzubringen? Betrachtet man die Ereignisse rund um die Veröffentlichung des Films The Interview, so muss man diese Frage bejahen. So harmlos und komisch das Werk auch sein mag – nicht jedermann fand es witzig.
Darum geht es in dem Film
Die Komödie stellt zwei erfolgreiche Talkmaster in den Mittelpunkt, die mit ihrer Sendung weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus bekannt sind. Ihnen gelingt es, aus den Stars und Sternchen selbst die größten Geheimnisse hervorzukitzeln. Als die beiden Moderatoren – dargestellt von Seth Rogen und James Franco – für ein Interview nach Nordkorea reisen und den dortigen Machthaber Kim Jong-un treffen wollen, heftet sich die CIA an ihre Fersen. Der Sicherheitsdienst sieht darin eine gute Möglichkeit, den Diktator des kommunistischen Landes töten zu lassen. Und damit dem Weltfrieden ein wenig unter die Arme zu greifen. Natürlich verstricken sich die beiden Amerikaner in manch illustres Abenteuer. Doch von ihrem Auftrag dürfen sie keinen Millimeter abweichen.
Die Auswirkungen des Films
Der Streifen war noch gar nicht in den Kinos angelaufen, da sorgte er erstmals für Aufsehen. Das lag vor allem an einem Cyberangriff, dem sich der Medienkonzern Sony im November 2014 ausgesetzt sah. Diverse sensible Daten wurden dem Unternehmen aufgrund von Schwachstellen im eigenen Computersystem entwendet – und veröffentlicht. Neben brisanten E-Mails und Budgetplänen handelte es sich dabei um Teile des Films The Interview. Insbesondere das fiktive Mordkomplott auf Kim Jong-un wurde auf sozialen Netzwerken verbreitet und löste insbesondere in den kommunistischen Nationen eine Welle des Entsetzens hervor. Wer tatsächlich hinter den Angriffen auf Sony steckt, ist bislang unklar. Spekulationen deuten gegenwärtig aber darauf, dass auch dem Staat Nordkorea unter Umständen eine Beteiligung daran zugesprochen werden kann. Ob es jemals zu belastbaren Erkenntnissen kommt, ist jedoch ungewiss.
Drohungen für die Veröffentlichung
Die für den 11. Dezember 2014 geplante Weltpremiere des Films musste nach massiven Drohungen abgesagt werden. So rechneten insbesondere in den USA viele Kinos mit Repressalien, wenn sie den Film veröffentlichten. Es gab massive Drohungen gegen die Inhaber der Lichtspielhäuser, die regelrecht von der Bewegung „Guardians of Peace“ erpresst wurden, das Werk nicht auszustrahlen. Sony entschied sich daher zunächst, The Interview gänzlich auf Eis zu legen, um somit die Entrüstung nicht weiterhin anzufachen. Unterdessen entwickelte sich aber zwischen den Vereinigten Staaten und Nordkorea ein verbales Gefecht – so sahen die Asiaten bereits in der Planung und Ausführung des Drehbuches einen terroristischen Akt. Amerikas Präsident Barack Obama fürchtete daher um die Sicherheit seiner Nation.
Der Weg zur Ausstrahlung
Allerdings stieg mit dieser ungewollten Promotion auch das Interesse an dem Streifen, dessen Veröffentlichung sich im Dezember 2014 nicht mehr vermeiden ließ. Sony wählte hierfür eine doppelte Strategie: Einerseits wurde The Interview ab dem ersten Weihnachtsfeiertag in rund 330 ausgewählten Kinos der USA dem öffentlichen Publikum zugänglich gemacht. Andererseits ließ sich der Streifen auf legalen Streamingseiten im Internet kostenpflichtig ansehen und auch herunterladen. Die Politik sah darin das richtige Vorgehen, um sich nicht den massiven Bedrohungen zu beugen, gleichfalls aber die Sicherheit für das Land, die Kinos und die Bürger aufrechtzuerhalten. Das Darsteller-Duo James Franco und Seth Rogen sagte zudem alle geplanten Werbetermine ab, um nicht weitere Entrüstungen zu schüren.
Die Verwicklung Nordkoreas
Noch immer halten sich hartnäckig die Gerüchte, auch aus der kommunistischen Nation sei eine Beteiligung an den Hackerangriffen auf Sony denkbar. Doch es ist die Aufgabe der Politik, diese Ermittlungen zu führen und mit etwaigen Hinweisen umzugehen. Wie einfach sich das Feuer der Entrüstung bereits an einer derart simplen Komödie entzünden kann, zeigt der in Deutschland am 5. Februar in die Kinos kommende Film The Interview. Gerade jetzt sei es allen Beteiligten und insbesondere Barack Obama geraten, sich auf dem dünnen Eis der Diplomatie keine allzu groben Fehltritte zu erlauben.
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