Der große Super Bowl Hunger

Sind die Amerikaner außerhalb der Vereinigten Staaten ohnehin als ein zu Verrücktheiten neigender Menschenschlag bekannt, nimmt der kollektive Wahnsinn rund um das Endspiel der NFL mittlerweile ganz besonders verrückte Formen an. Dass der Super Bowl Sunday am ersten Februar-Wochenende längst als inoffizieller Feiertag gilt, hat dabei aber nur noch teilweise mit dem eigentlichen sportlichen Highlight zu tun.

Die größte Party des Jahres

Zwar fiebert insbesondere der männliche Teil der Bevölkerung sehnsüchtig dem Kickoff entgegen, von den über 100 Millionen Zuschauern, die das Duell in den USA an den Bildschirmen verfolgen, haben es jedoch nicht wenige vor allem auf einen geselligen Abend abgesehen. Denn da selbst an heimlichen Feiertagen niemand gern alleine ist, wird das Endspiel traditionell gemeinschaftlich verfolgt: Die im Jahr 2014 am Super Bowl Sunday gegebenen geschätzten 7,5 Millionen Partys hatten in den Vereinigten Staaten sogar Silvester vom Platz 1 der beliebtesten Anlässe für Feierlichkeiten verdrängt. Angesichts dieser Feierlust haben geschäftstüchtige Köche längst unzählige Ratgeber mit den besten Super-Bowl-Gerichten verfasst; wie aber ein Blick auf die mit Vorliebe konsumierten Speisen zeigt, kommen die meisten der Geselligkeiten jedoch wohl ganz ohne solche Rezepte aus. Auch beim TV-Höhepunkt des Jahres wird schließlich besonders gern der Leidenschaft für Fast Food gefrönt; wie statistische Hochrechnungen ergaben, werden rund um das NFL-Finale circa 30 Millionen Tonnen Snacks verdrückt.

Lieferdienste lieben den Super Bowl

Während die Footballer auf der Mattscheibe Fakten schaffen, wird etwa 1 Milliarde Hühnerflügeln der Garaus gemacht; die hierzu gereichten 14500 Tonnen Chips werden dabei mit unersättlichem Heißhunger in Guacamole-Dip getunkt. Allein zur Herstellung der Dips bringt der Handel folglich über 200 Millionen Avocados an den Mann: Da der Durst bei einer solchen „Speisekarte“ nicht lange auf sich warten lässt, runden stolze 120 Millionen Liter Bier das Geschmackserlebnis ab. Mit der Menge des verabreichten Gerstensafts ließen sich alternativ bis zu 2000 olympische Schwimmbecken befüllen – das Trinken hält eben auch in den USA noch am häufigsten Leib und Seele zusammen. Doch obwohl sich die Rezepte vornehmlich auf die „Nationalgerichte“ beschränken, nehmen Gastgeber bei der Vorbereitung ihrer Party offenbar erhebliche Anstrengungen in Kauf: Um die durchschnittlich 17 Gäste zu bewirten, fallen im Vorfeld gute 10 Millionen Arbeitsstunden an. Angesichts solcher Zahlen kann es nicht verwundern, dass so mancher verhinderte Koch dann ersatzweise doch lieber zum Telefonhörer greift: Für Lieferdienste stellt der Super Bowl Sunday folglich den umsatzstärksten Tag des ganzen Jahres dar. „Pizza Hut“ hat nach dem vorjährigen Endspiel entsprechend verrückte Fakten zusammengestellt: So wäre es beispielsweise allein mit der von diesem Unternehmen verkauften Ware (ca. 16 Millionen Stück) möglich, den Weg bis zur Bergspitze des Mount Everest 80-mal mit Pizzastücken zu „pflastern“.

Nur zu Erntedank wird mehr gevöllert

Zwar ist es nur eine gern verbreitete Legende, dass Pizzadienste dank der enormen Nachfrage am ersten Februar-Wochenende ein Drittel ihres gesamten Jahresumsatzes generieren, trotzdem kann sich die Nahrungsmittelindustrie lediglich zu Thanksgiving über noch größere Einnahmen freuen. Von den insgesamt im Zusammenhang mit dem Endspiel anfallenden Ausgaben in Höhe von 6 Milliarden Dollar, sind den Verbrauchern Speis und Trank immerhin 500 Millionen Dollar wert; den Löwenanteil wenden die Amerikaner dennoch nach wie vor für Trikots, neue TV-Geräte oder die vor jedem Finale aus dem Boden sprießenden technischen Gadgets aus. Angesichts solcher Dimensionen kann es nicht verwundern, dass auf das große Schlemmen und Trinken schon am Tag nach der Party der noch größere Katzenjammer folgt: Am Montag nach dem Super Bowl haben die Arbeitgeber in den USA folglich unter etwa sieben Millionen Krankmeldungen zu leiden – in den Arztpraxen und Apotheken ist die sich wahlweise mit Sodbrennen oder Kopfschmerzen zu Wort meldende Krankheit im Übrigen unter dem Namen „Super Bowlitis“ bekannt. Bild: nimkenja / pixelio.de
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