Olympia 2024 in Hamburg?

Ist Deutschland im Olympia-Fieber? Zweifel an dieser These sind angebracht, wenn man sich die neueste Umfrage zum Thema ansieht. Im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) fragte Forsa Bürger in Hamburg und Berlin, ob sie eine Bewerbung ihrer Stadt für die Spiele im Jahr 2024 befürworteten. Während die Hamburger die Frage immerhin zu fast zwei Dritteln bejahten (64%), outeten sich die Berliner als Olympia-Muffel: Nur 55% wollen die Spiele an der Spree bejubeln. Dabei ist es an der Zeit für Olympia in Deutschland, denn die letzten Spiele wurden vor bereits fast 43 Jahren ausgetragen. Damals warf ein terroristischer Anschlag einen dunklen Schatten auf die Münchner Spiele. Und auch die Olympischen Spiele in Berlin 1936 standen unter keinem guten Stern und wurden von der NS-Diktatur für die eigene Propaganda missbraucht. So gesehen könnte man die Spiele als Chance begreifen. Bereits die Fußball-WM 2006 sorgte für einen beträchtlichen Image-Gewinn Deutschlands – olympische Spiele könnten Ähnliches bewirken.

Macht der Fußball Olympia einen Strich durch die Rechnung?

Der Fußball gilt jedoch auch als größtes Hindernis für die Olympiade 2024: Da es als ausgemacht gilt, dass Deutschland den Zuschlag für die Europameisterschaft im selben Jahr erhält, stehen die Chancen für die deutsche Olympia-Bewerbung denkbar schlecht. Zwei sportliche Großereignisse im selben Jahr gelten als sportpolitisch nicht durchsetzbar. Viele Beobachter erklären das deutsche Ansinnen daher schon heute zur Makulatur. Spannend bleibt trotzdem, wem das DOSB-Präsidium am 16.3. den Zuschlag erteilt. Zwar sind die Berliner Bürger weniger begeistert von der Idee einer Bewerbung ihrer Stadt. Im innerdeutschen Vergleich rechnen Experten der Hauptstadt dennoch die besseren Chancen aus. Berlin gilt als international bekannte Metropole als konkurrenzfähiger als Hamburg. Ein belastbares und gut ausgestattetes öffentliches Verkehrsnetz bietet Berlin trotz des Ärgers um den neuen Flughafen allemal.

Starke internationale Konkurrenz

Ob Berlin oder Hamburg – der deutsche Bewerber darf sich auf internationale Konkurrenz erster Güte gefasst machen. In den Ring treten mit Boston und Rom zwei Schwergewichte. Boston räumte in der inneramerikanischen Ausscheidung Städte wie Los Angeles, San Francisco und die Hauptstadt Washington D.C. aus dem Weg. Mit dem Gedanken an eine Bewerbung spielen außerdem noch Paris, Istanbul, Baku und Doha. Das IOC mit seinem deutschen Präsidenten entscheidet im Jahr 2017 auf der 130. IOC-Session über den Austragungsort.

Vertrauenskrise des IOC

Viele Beobachter sehen das IOC ebenso wie die FIFA in einer schweren Vertrauenskrise. In westlichen Demokratien werden die Bürger immer skeptischer im Hinblick auf die Großveranstaltung, während die Spiele immer öfter an Staaten vergeben werden, in denen autoritäre Regierungen an der Macht sind. Die Winterspiele in Sotschi im vergangenen Jahr verbinden die meisten Menschen heute mit der Invasion Russlands in der Ukraine. Und auf die Winterspiele im Jahr 2022 bewerben sich mit der kasachischen Stadt Almaty und Peking wiederum zwei Kandidaten, deren Vertreter nicht als Paradebeispiele lupenreiner Demokraten gelten.

Befürworter und Gegner

Aus dieser Sicht wäre es vielleicht sogar ein Glücksfall, wenn die Entscheidung auf den deutschen Kandidaten fiele. Mit Bürgermeister Olaf Scholz und Fußball-Legende Uwe Seeler besitzt die Elbstadt zwei prominente Fürsprecher einer Bewerbung. Der Hamburger Seeler sagte sogar, seine Heimatstadt sei prädestiniert für eine Kandidatur. Berlins regierender Bürgermeister Matthias Müller sieht die Hauptstadt im Vorteil. Sie habe als weltoffene, internationale Metropole sehr gute Chancen. Trotzdem bleibt Skepsis. Sowohl in Berlin als auch in Hamburg hat sich das Aktionsbündnis „NOlympia“ formiert. Das Ergebnis der Umfrage sei ernüchternd, tat ein Sprecher des Berliner Bündnisses seine Meinung kund. Denn 55% Zustimmung bedeute doch, dass 45% der Berliner keine olympischen Spiele sehen wollten. In Hamburg sieht man die Sache ähnlich. Das Ergebnis bringe den DOSB eher in Verlegenheit, als dass es ihn bei seiner Entscheidungshilfe weiterbringe. Durch die Ablehnung der Olympia-Bewerbung von Garmisch-Partenkirchen mittels Bürgerentscheid im Jahr 2013 erhielten die Olympia-Kritiker zusätzlichen Rückenwind. Trotz aller Unkenrufe bleibt das Rennen offen und spannend. Am Montag wird sich zeigen, welche deutsche Stadt den Bewerbungsmarathon antritt und bei der Entscheidung 2017 wahrhaft olympische Nerven braucht. Bild: www.hamburg-fotos-bilder.de / pixelio.de
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