Lifestyle Modus: Vollbart – Fluch oder Segen?

Der Mann und sein Bartwuchs - als Teil der Körperbehaarung ist es eine untrennbare Verbindung, der das männliche Geschlecht zumindest jeden Morgen in der Ansicht vor dem Badezimmerspiegel begegnet. Die Wachstumsanzeichen der Barthaare am Kinn, an den Wangen, um den Mund und am oberen Halsbereich einfach wegzurasieren ist eine Möglichkeit. Die andere ist den Bartwuchs als ein deutliches Symbol und prägnanten Ausdruck von Männlichkeit zu einem wertvollen, modischen Frisur-Accessoire aufzuwerten. Denn ein gepflegter Bart ist in jedweder Form ein klarer Ausdruck von individueller Einzigartigkeit, persönlicher Männlichkeit und dokumentiertem Selbstbewusstsein. Ein Bart unterstreicht die eigene Persönlichkeit und bringt diese im ganzheitlichen Erscheinungsbild als modisches Stilmittel ausdrucksstark zur Geltung. Mittlerweile ist auch die Vielfalt der unterschiedlichen Bartfrisuren fest im allgemeinen Straßenbild verankert. Der urbane Abenteurer mit seinem Dreitagebart trifft auf den jungen Hipster mit Wikinger-Bart oder den vornehmen Enthusiasten mit französisch geprägtem „Moustache“. Die grenzenlose Vielfalt der zahlreichen Styles ist derzeit so aktuell und lebendig wie nur selten zuvor! Der Bart gilt als Synonym für die moderne Männlichkeit.

Bartfrisuren und ihre Geschichte

Die männliche Gesichtsbehaarung galt schon vor Jahrhunderten als Zeichen von Manneskraft und maskuliner Dominanz. Schon im Alten Ägypten war sie unter den Pharaonen ein wichtiges Statussymbol. Als ein äußeres Zeichen ihrer als gottgegeben empfundenen Macht kam hier meist eine Bart-Attrappe als zeremonielles Ritual zum Einsatz, da der natürliche Haarwuchs aus hygienischen Gründen einer Rasur unterzogen wurde. Auch im antiken Griechenland trugen die Männer ihre Bärte stolz in der Öffentlichkeit zur Schau. Angeblich wurde der Bart nur im Falle des Todes und bei einer verdienten Bestrafung rasiert, was sich im Zuge der Unterwerfung durch den Eroberer Alexander der Große jedoch änderte. Nun zog die Rasur und ihre Akzeptanz in die allgemeinen Lebensgewohnheiten ein. Während der Zeit der Spätantike veränderte sich die Bartmode vom üppigen Vollbart zum soldatenähnlichen Dreitagebart bis hin zum vollkommen glattrasierten Gesicht. Der voluminöse Vollbart galt damals eher als äußerliches Symbol des Volkes der Barbaren. Dies unterlag im Laufe der kommenden Jahrhunderte gewissen Veränderungen, die von den jeweils herrschenden Machthabern als Gültigkeit verfügt wurden. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. etwa trat mit einer Glattrasur auf, während spätere revolutionäre Vordenker wie Karl Marx oder Friedrich Nitzsche wieder dem Vollbart den Vorzug gaben. Durch den US-Präsidenten Abraham Lincoln wurde der Bart als sogenannte „Schifferkrause“ (Vollbart ohne Schnauzer) hoffähig und wandelte sich zum Symbol moderner Männlichkeit. In den 1960er und 70er Jahren bestimmten vor allem Hippies die Bart-Mode, bevor in den 80er Jahren der Schnurrbart durch den Auftritt des Schauspielers Tom Selleck in der TV-Serie „Magnum“ seinen Durchbruch erlebte. Heutzutage ist dieser despektierlich auch als „Pornobalken“ bezeichnete Moustache aber weitestgehend verpönt und so gut wie nicht mehr vertreten. In den 90er Jahren waren vor allem der Ziegenbart und der reduzierte, rund um den Mund verlaufende Henriquatre-Bart modern. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wandelte sich die allgemeine Orientierung hin zur Metrosexualität inklusive komplett glattrasierter Gesichter. Die nachfolgende und auch aktuell noch einsetzende Gegenbewegung der Hipster und Lumber-Sexualität bildet hier das konträre Spiegelbild – Männer wollen und sollen wieder wie echte, kernige Typen wirken. Der robuste und rustikale Hipster-Look beinhaltet die Wollmütze, markante Karo-Muster, das Holzfällerhemd und natürlich den Vollbart.

Der Vollbart – König der Bärte

Noch mehr Bart geht nicht. Aus allen Bartstilen sticht ein wohlgepflegter Vollbart durch seine üppige Pracht besonders hervor. Früher trugen ihn vor allem kluge Köpfe und kreative Künstler, heute lassen ihn sich sogar schon Mittzwanziger als ein markantes Statement wachsen. Er verleiht eine undurchschaubare Aura und verströmt eine herbe und maskulin betonte Holzfäller-Mentalität inmitten des Großstadtdschungels. Das männliche Gesicht ist in seinem Urzustand eine Art ungeschliffener Diamant, der erst durch einen richtigen Schliff erblüht, aufwacht und strahlt. Ein passender Vollbart ist hier in der Lage, dem männlichen Antlitz diesen modischen Schliff zu verpassen. Ein gepflegter Vollbart ist eine wahre Pracht und Zierde für einen Mann, der diesen durch eine entsprechende Pflege und Behandlung noch weiter aufwerten kann. Die sauberen Konturen und die gleichmäßige Länge des Barthaares sowie der mit speziellem Öl behandelte Bartwuchs lassen den Vollbart in all seiner Schönheit erstrahlen und komplettieren das modische Erscheinungsbild.

Der Bart und seine Kulturgeschichte

Die Ansichten über Behandlung und Pflege eines Bartes unterscheiden sich von Kultur zu Kultur teilweise sehr beträchtlich. Generell gilt eine von der allgemeinen Norm abweichende Bartform als ein gewisses Zeichen von Fremdheit oder auch fehlender Sauberkeit. Während der Frühgeschichte der menschlichen Existenz besaß der Bart meist einen mit religiösen Elementen versehenen kultischen Charakter, während er in der heutigen Zeit vor allem im Westen als Ausdruck von persönlicher Individualität und modisches Stilmittel gilt. Im Judentum existieren unterschiedliche Deutungen, in welcher Form und wieviel ein frommer Jude seinen Bart rasieren beziehungsweise trimmen darf. Orthodoxe und ultra-orthodoxe Juden tragen mehrheitlich lange Vollbärte und vereinzelt auch Schläfenlocken. Sehr strenggläubige Muslime befolgen die Sahaba sowie die Überlieferungen der Propheten, wonach ein Bart als vorgeschrieben gilt, der Oberlippenbart gekürzt sein muss und unter dem Kinn eine Faustlänge vorgeschrieben ist. Das Christentum definiert keine vollkommen eindeutige Barttracht, es wechseln sich vielmehr unterschiedliche epochen-und konfessionsabhängige Deutungen und Traditionen ab. Der katholische Klerus bevorzugt eine glatte Rasur, während die Amisch eine "Schifferkrause" präferieren.

Der Vollbart – eine Herausforderung

Ein wachsender Vollbart erfordert Zeit, Geduld und ein ziemliches Stück Ausdauer. Das Ergebnis jedoch kann sich dann in vielerlei Hinsicht sehen lassen. Viele immer noch bestehende Vorurteile einem Vollbart gegenüber haben weder Hand noch Fuß, sondern sind reine Fantasieprodukte. Meist werden diese zudem noch von Personen vertreten, die entweder bartlos sind oder noch nie den Versuch eines Vollbartes unternommen haben. Ob die Frage der passenden Bartpflege, ein hygienisches Problem beim Bartwuchs oder eben verbaler Widerstand von außen – in Sachen Vollbart gibt es für jedes vermeintliche Hindernis eine Lösung. Wichtig sind Geduld, Ausdauer und eine gewisse persönliche Gelassenheit auf dem Weg zum Ziel. Wer vorher abbricht wird nie erfahren, ob ihm ein Vollbart steht und wie es ist einen prächtigen Bartwuchs stolz präsentieren zu können!

Bartpflege

Der Bereich der Bartpflege hat in der letzten Zeit mit dem Aufkommen aktueller Bartmode erheblich an Umfang und Bedeutung hinzugewonnen. So werden mittlerweile eine Vielzahl von verschiedenen Produkten wie Bartöl, Bartshampoo, Bartwachs oder Bartwichse speziell für das Spektrum der männlichen Bartpflege angeboten. Bartöl Naturbelassenes Bartöl besteht aus mehreren natürlichen Stoffen wie etwa Kokosöl, Mandelöl, Aprikosenöl, Rosmarinöl, Traubenkernöl oder Zitronenöl. Bereits diese Bestandteile besitzen eine pflegende Wirkung, dazu werden meist noch ätherische Öle und einzelne Duftextrakte zugesetzt. Der regelmäßige Einsatz von Bartöl verleiht der Haut und den Haaren eine spürbare Geschmeidigkeit, lässt den Bart dezent glänzen, ihn angenehm duften und konserviert seine Form. Symptome wie Juckreiz, eine trockene oder empfindliche Haut werden durch ihn gemildert und vorgebeugt. Bartshampoo Bartpflegeprodukte wie das Bartöl oder Bartpomade hinterlassen Rückstände im Gesichtshaar, die auch bei einer Vollkörperdusche nicht restlos verschwinden. Daher sollte das Barthaar zwei-dreimal in der Woche intensiv mit einem speziellen Bartshampoo behandelt werden. An den restlichen Tagen ist eine Wäsche mit warmem Wasser vollkommen ausreichend. Für die Pflege und Behandlung eines Bartes ist immer ein spezielles Bartshampoo gegenüber einem normalen Shampoo oder Duschgel vorzuziehen. Das Bartshampoo trocknet nicht aus und entfettet zudem nicht übermäßig. Bartseife Bei Verschmutzungen oder Verunreinigungen größerer Art reicht eine normale Bartwäsche nicht aus, dann ist der Einsatz von Bartseife erforderlich. Ihre Anwendung als eine Mischung aus Shampoo und Gesichtsreiniger garantiert eine äußerst intensive Reinigung der Barthaare mit gleichzeitiger Pflege der Haut. Daher eignet sie sich hervorragend, um auch hartnäckige Rückstände aus anderen Bartpflegeprodukten wirkungsvoll zu entfernen. Bartbalsam Ähnlich dem Bartöl dient es der Pflege und Formung des Bartes mithilfe von wertvollen Ölen und reichhaltigem Wachs. Sowohl der Bart wie auch die Gesichtshaut werden damit geschmeidig und mit Nährstoffen versorgt. Dazu trägt Bartbalsam zu einer Minderung von Jucken und Kratzen bei, was gerade im Anfangsstadium des Bartes sehr hilfreich ist. Durch das enthaltene Bienenwachs unterscheidet sich der Bartbalsam vom Bartöl durch seine leicht gehärtete Konsistenz gegenüber dem flüssigen Öl. Der Balsam ist zudem deutlich weicher und oftmals geschmeidiger als spezielle Bartpomade. Bartpomade Pomade trocknet die Barthaare nicht aus und gibt dem Vollbart einen robusten Halt für ein individuelles und langanhaltendes Styling. Die Barthaare bleiben bei extrem starkem Halt weiter bestens form-und kämmbar. Sie besteht aus unterschiedlichen Inhaltsstoffen wie Vaseline, Kokosöl und Bienenwachs. So wird auch dickes oder krauses Haar einfach in Form gebracht. Bartbürste Nach Waschen und Ölen des Bartes mit Bartshampoo, Bartöl, Bartbalsam oder Bartwichse wird dem Vollbart mit einer Bartbürste der noch fehlende letzte Schliff verpasst. Die längeren Barthaare können sich kräuseln oder im Schlaf über Nacht durcheinandergeraten und stehen am frühen Morgen nach dem Aufstehen kreuz und quer. Ein Fall für die Bartbürste. Die Bartbürste entwirrt, glättet und formt den Vollbart und verteilt gleichzeitig das einmassierte Bartöl bis in die Haarspitzen. So bleibt der Bart glänzend, geschmeidig und wirkt äußerst gepflegt. Bartkamm Reicht die schonende Bürste nicht mehr aus, so ist ein flacher Bartkamm gefordert. Dieser löst kleine Knoten im Bart und ist durch sein handliches Design auch unterwegs schnell zur Hand. Ein Bartkamm lockert die Haare wieder auf und strukturiert den Vollbart durch ein paar schnelle Handgriffe.

Vollbart – Pflegetipps

Früh übt sich .. Ein leichter Juckreiz und anfängliche Hautirritationen sind beim Wachsen eines Vollbartes ganz normal und klingen nach einer gewissen Zeit auch wieder ab. Die Intensität dieser Symptome kann jedoch durch eine intensive Pflege von Anfang an! gemindert werden. Täglich & regelmäßig Der Bart sollte mindestens einmal täglich mit warmem Wasser und einer Bartseife gründlich gesäubert und vom Schmutz beziehungsweise Rückständen und überschüssigen Resten gesäubert werden. Verwendung von Bürste und Kamm Durch das Kämmen und Bürsten wird der Bart geschmeidiger und die Durchblutung der Gesichtshaut angeregt. Eine Bürste eignet sich bevorzugt für kurze Bärte, der Kamm kommt eher bei längeren Vollbärten zum Einsatz. Einsatz von Bartöl/Bartwachs Ein paar Tropfen des Bartöls werden in den Handflächen verrieben und dann kräftig und sorgfältig in die Barthaare einmassiert. So bleibt die Gesichtshaut erfrischt und der Bart geschmeidig. Der Oberlippenbart kann mit Bartwachs, auch als Bartwichse bezeichnet, in Form gebracht werden. Barthaare trimmen Zum gepflegten Aussehen des Bartes gehört, dass die Barthaare eine möglichst annähernd gleiche Länge aufweisen. Dies kann durch regelmäßiges Stutzen und Trimmen per Bartschere oder Elektro-Trimmer erfolgen.

Ein Vollbart – Fluch oder Segen?

Der Vollbart scheint mittlerweile wieder gesellschaftlich akzeptiert und im Mainstream angekommen zu sein. Das metrosexuelle Understatement aus den 1990er Jahren wird dabei durch den bärtigen Hipster abgelöst und die ästhetische Art und Weise von Männlichkeit neu definiert. Einen Vollbart zu tragen ist populär und liegt im Trend, aber ist gleichzeitig auch mit einer intensiven Bartpflege und somit gewissem Aufwand verbunden. Ein planloser Wildwuchs ist niemandem dienlich, das eigene fachmännische Stutzen oder ein regelmäßiger Besuch bei einem professionellen Barbier sind daher dringend anzuraten. Wird der Vollbart dann fürsorglich mit den mittlerweile recht vielen Utensilien und Hilfsmitteln im Bereich der Bartpflege umsorgt, steht der kreativen und individuellen Gestaltung nichts mehr im Weg. So präsentiert sich der Vollbart samt Bartträger schick, gepflegt und selbstbewusst und hinterlässt ein modisch ausdrucksstarkes Statement in der Öffentlichkeit. Bild: NejroN / 123RF Lizenzfreie Bilder