Zeitarbeitsfirmen

Die Vor- und Nachteile von Zeitarbeitsfirmen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Zeitarbeit oder Leiharbeit meint die Überlassung der Arbeitskraft eines Menschen an einen Kunden. Dieser schließt mit der Zeitarbeitsfirma einen sogenannten Überlassungsvertrag ab. Der Arbeitnehmer ist dann Angestellter der Zeitarbeitsfirma und erhält seine Entlohnung direkt von dieser Firma. Wenn es um Beschäftigung geht, ist das Überlassen von Arbeitskräften an eine andere Firma zweifellos ein umstrittenes Thema. Welche Vor- und Nachteile hat dieses Arbeitszeitmodell sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber, bei denen die Zeitarbeitnehmer de facto arbeiten?

Zeitarbeitsfirmen meist besser als ihr Ruf

Da eine Zeitarbeitsfirma davon lebt, dass sie ihre Mitarbeiter gegen Bezahlung für eine bestimmte Zeit einem anderen Betrieb überlässt, ist das Einkommen der Mitarbeiter in der Regel niedriger als das der Stammbelegschaft. Das Gute: Selbst wer über längere Zeit nicht gebucht wird, erhält den mit der Zeitarbeitsfirma vertraglich vereinbarten Lohn. Das Risiko der Vermittlung der Mitarbeiter trägt die Zeitarbeitsfirma. Achtung: Betriebsbedingte Kündigungen sind auch bei Zeitarbeitsfirmen möglich, wie in jedem anderen Unternehmen auch. In jüngerer Zeit hat der Gesetzgeber für die Gleichstellung zu „normalen“ Arbeitskräften gesorgt, das heißt Zeitarbeiter haben die gleichen gesetzlich verankerten Rechte bezüglich Arbeitsschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsschutz, Kündigungsfrist und vieles mehr, egal für welchen Betrieb sie arbeiten. Selbst die Wochenarbeitszeit ist geregelt und beläuft sich auf 35 Wochenstunden. Voraussetzung ist aber, dass die Zeitarbeitsfirma Mitglied des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) oder des Bundesverbandes Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen (BZA) ist. Denn dann hat sie sich für die Einhaltung von Mindeststandards verpflichtet.

Personaldienstleister oft ein Sprungbrett ins Berufsleben

Zeitarbeit hat sich für viele Langzeitarbeitslose genauso wie Mütter nach der Kinderpause als hervorragendes Sprungbrett für den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erwiesen. Die in der Regel befristeten Verträge bei einer Zeitarbeitsfirma bieten Berufseinsteigern und Wiedereinsteigerin eine gute Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln beziehungsweise sich wieder an den Berufsalltag zu gewöhnen. Sie haben so Gelegenheit, unkompliziert verschiedene Arbeitsplätze in verschiedenen Betrieben kennen zu lernen, ohne jedes Mal den ganzen Bewerbungsprozess mitsamt Anmeldeformalitäten neu durchlaufen zu müssen. Durch Zeitarbeit haben diese Menschen eine Möglichkeit, ihre fachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern und sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Andererseits können hochqualifizierte Bewerber wie Uniabsolventen, die sich nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht gleich an einen bestimmten Arbeitgeber binden möchten, durch Zeitarbeit Erfahrungen in den verschiedensten Projekten und Betrieben sammeln. Ihnen kommt zugute, dass in der Zeitarbeitsbranche heute auf Grund des weit verbreiteten Fachkräftemangels qualifiziertes Personal angefangen vom Personalsachbearbeiter bis hin zum Systemadministrator gesucht wird. Projektarbeit – und die damit einhergehende zeitlich begrenzte Tätigkeit in verschiedenen Firmen – spielt heute ohnehin eine größere Rolle als noch vor ein paar Jahrzehnten, sodass es auch außerhalb der Zeitarbeitsbranche nicht unüblich ist, öfters den Arbeitsplatz zu wechseln. Und: Zeitarbeitsfirmen fallen im Lebenslauf schon lange nicht mehr negativ auf!

Zeitarbeitsfirmen als Brückenbauer

Ein weiterer Vorteil von Zeitarbeitsfirmen: Sie bieten Menschen die Chance, Kontakte zu renommierten Unternehmen zu knüpfen und potenziell von diesen in weiterer Folge fix übernommen zu werden. Denn Zeitarbeitsfirmen verstehen sich als Brücke zwischen Arbeitslosigkeit und Festanstellung in einem Unternehmen. Verlässliche Zahlen, darüber, wie viel Prozent der Zeitarbeitnehmer tatsächlich in eine unbefristete Stelle wechseln, sind schwer zu finden. Schätzungen gehen aber von etwa 30 Prozent aus, die den Sprung schaffen. Wobei man dazu sagen muss, dass das gar nicht alle Zeitarbeiter möchten. Manche lieben die wechselnden Arbeitsstellen, freuen sich darüber, immer wieder neue Leute kennen zu lernen und an den verschiedensten Orten arbeiten zu können. Auf der anderen Seite nutzen Unternehmen gar gezielt Zeitarbeitsfirmen, um neue Mitarbeiter zu finden. Sie stellen sie zwar anfänglich als Zeitarbeiter ein, doch dies mit dem Ziel, sie bei Eignung in eine Festanstellung zu übernehmen, ähnlich der Probezeit. Aus Sicht des Zeitarbeitnehmers keine schlechte Sache. Außerdem gibt es einige spezialisierte Zeitarbeitsfirmen, die ihren Mitarbeitern sogar unbefristete Arbeitsverträge anbieten, wenngleich das nicht die Norm ist. Die einzelnen Projekte oder Einsätze in den Betrieben sind natürlich trotzdem befristet. Was uns zu den Nachteilen aus Arbeitnehmersicht bringt.

Stress und Unsicherheit bei vielen Leiharbeitern

Zeitarbeitnehmer sind in der Regel die Ersten, die eine Firma verlassen müssen, wenn die Auftragslage schwindet. Was in der Natur der Sache liegt. Wenn sie Pech haben, hat auch die Zeitarbeitsfirma momentan keine weitere Verwendung für die Arbeitskraft dieser Menschen und so landen sie wieder bei der Arbeitsagentur und warten auf die nächste befristete Tätigkeit. Auf Dauer kann das für die Psyche eines Menschen ziemlich belastend sein. Nicht zu wissen, ob man im nächsten Monat noch eine Arbeit hat und wenn ja, wo und bei welchem Verdienst, ist eine große Stressquelle und erschwert die Lebensplanung der Zeitarbeiter. Insbesondere für Familienväter und Mütter und generell für Menschen, die auf ein konstantes Umfeld und einen festen Kollegenkreis Wert legen, keine leichte Situation. Eventuell müssen die Leiharbeiter den Arbeitsplatz wechseln, kaum, dass sie sich eingewöhnt haben. Viele Einsatzorte befinden sich außerdem weit vom Heimatort entfernt. All das kann eine große Belastung für die Familie sein. Dazu kommt, dass Zeitarbeitern in Betrieben oftmals schwerere und dreckigere Arbeiten zugeteilt werden, als das bei direkt angestellten Mitarbeitern der Fall ist. Einige müssen Hilfsarbeiten verrichten, die kaum ihrer Qualifikation gerecht werden, und fühlen sich dadurch ausgebeutet. Viele sehen sich leider als „moderne Sklaven“ und haben das Gefühl, zur „Randbelegschaft“ zu gehören. Sie nehmen eine Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma nur an, weil ihnen keine andere Wahl bleibt, und wünschen sich gleichzeitig nichts sehnlicher als ein „normales Arbeitsverhältnis“. Sie würden gerne in die Stammbelegschaft eines Unternehmens, glauben aber nicht daran, dass es noch passieren wird. Die Konkurrenzsituation im Vergleich mit dem Stammpersonal ist für viele Zeitarbeiter eine Quelle großen psychischen Drucks. Leider ist es schon vorgekommen, dass Stammpersonal und Zeitarbeitspersonal gegeneinander ausgespielt wurden.

Zeitarbeit auf dem Weg zu einer gerechteren Entlohnung

Der vielleicht größte Nachteil von Zeitarbeit aus Sicht der Arbeitnehmer: Die Entlohnung ist grundsätzlich schlechter als beim Stammpersonal eines Betriebes. Sie richtet sich nach dem Tarifvertrag für Zeitarbeit, wohingegen das Stammpersonal nach dem entsprechenden Tarifvertrag der jeweiligen Branche entlohnt wird, was zum Teil deutliche Unterschiede in der Entlohnung bedeutet. Um diese so genannte Tariflücke zu schließen, sind für bestimmte Branchen Branchenzuschläge vereinbart worden. Je länger ein Zeitarbeiter in einem Betrieb eingesetzt wird, desto höher sind die Zuschläge. Nach neun Monaten ist die Tariflücke geschlossen. Daneben gibt es in Deutschland einen Zeitarbeitsgrundlohn, der als Mindestlohn für alle Zeitarbeiter verbindlich ist.

Größere Flexibilität für die Arbeitgeber durch Personalagenturen

Der Hauptgrund, warum Arbeitgeber Zeitarbeiter einstellen, liegt in der damit verbundenen Flexibilität. Dank Zeitarbeit können sie flexibler auf Auftragsschwankungen oder hohe Krankenstände reagieren, die Personalkosten sind niedriger und sie bleiben wettbewerbsfähig selbst bei schlechter Auftragslage. Wird die Arbeitskraft nicht mehr gebraucht, geht sie schon am nächsten Tag zurück an die Zeitarbeitsfirma. Andererseits haben die Arbeitgeber durch Personalleasingagenturen eine Möglichkeit, schnell und seriös an Mitarbeiter zu kommen, ohne sie gleich einstellen zu müssen mit all dem bürokratischen Aufwand, der damit verbunden ist. Manche nutzen den Umweg über Zeitarbeitsfirmen, um neue Mitarbeiter zu finden oder ehemaligen Mitarbeitern einen schnellen Wiedereinstieg zu bieten. Die Stellenausschreibung und Auswahl der Bewerbung übernimmt die Personalleasingagentur. Es gibt jedoch auch aus Arbeitgebersicht Nachteile an der Zeitarbeit, die da wären: Neue Mitarbeiter kennen sich im Betrieb nicht gut aus, müssen erst eingeschult werden, was wertvolle Zeit in Anspruch nimmt. Zudem führt ein häufiger Personalwechsel möglicherweise dazu, dass Know-how verloren geht und Unruhe in der Belegschaft herrscht. Nicht zu unterschätzen ist zudem die tendenziell fehlende Motivation der Leiharbeiter, sich voll und ganz im Betrieb einzubringen. Durch die kurzen Einsätze können sie sich unter Umständen nicht so gut mit dem Betrieb identifizieren, was sich wiederum direkt auf ihre Arbeitsleistung auswirkt.

Personalleasing kann sich für beide Seiten lohnen

Heutzutage hat Zeitarbeit viel von ihrem einst schlechten Image verloren. Das Ansehen der Branche steigt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist Zeitarbeit durchaus zu befürworten, sorgt sie doch für neue Arbeitsplätze. Ohne Zeitarbeiter müssten viele Betriebe ihre Produktion drosseln oder ins Ausland verlegen, weil die Realisierung bestimmter Aufträge mit den vorhandenen Personalkapazitäten und Lohnkosten nicht möglich wäre. Schlechte Arbeitsbedingungen, eine niedrige Entlohnung sowie eine unsichere Zukunft sind die Punkte, die aus Arbeitnehmersicht gegen die Zeitarbeit sprechen. Vor allem sollten Leiharbeiter nicht als Arbeiter zweiter Klasse angesehen und behandelt werden. Werden sie fair behandelt, steigt ihre Motivation und folglich ihre Leistung. Allerdings gibt es sehr wohl schwarze Schafe unter den Personaldienstleistern. Umso wichtiger daher, dass sich sowohl Betriebe als auch Bewerber an seriöse Zeitarbeitsfirmen wenden. Wird sie richtig eingesetzt, kann Zeitarbeit vielseitige Chancen bieten. Die Frage, ob Zeitarbeit das Richtige ist, wird wohl jeder einzelne Arbeitnehmer und Arbeitgeber für sich selbst entscheiden müssen. Wenn Zeitarbeitnehmer und Betriebe gut zusammenarbeiten, kann sich ein längerfristiges Arbeitsverhältnis, ob nun in Zeitarbeit oder durch eine daraus folgende Festanstellung, für beide Parteien lohnen. Bildquelle: Urheber: robertprzybysz / 123RF Standard-Bild