Welche Strom- und Gasanbieter gibt es und wie unterscheiden sie sich?

Ohne Strom und Gas kommt heute niemand mehr aus. Vom Fernseher bis zur Waschmaschine, von der Zahnbürste bis zum Smartphone. Viele Geräte aus unserem täglichen Leben werden mit elektrischer Energie betrieben. Beim Heizen mag es mit Öl und Holz zwar Alternativen geben, doch ist es gerade beim Heizen aus vielen deutschen Haushalten nicht wegzudenken. In manchen Haushalten wird mit damit auch gekocht. Schön, mag sich der ein oder andere jetzt denken, die Energie kommt bei mir daheim aus der Steckdose bzw. der Gasleitung, das ist doch immer dasselbe. Ja und nein, lässt sich hier antworten. Denn es gibt sowohl unterschiedlichen Strom als auch unterschiedliches Gas. Beides kommt - hier stimmt die These - jedoch aus demselben Anschluss. Auch beim Preis gibt es je nach Stromanbieter große Unterschiede. Denn nicht nur die Art unseres Stroms hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert, sondern auch der Markt selbst. Mit der Liberalisierung des Energiemarktes 1998 entstanden viel mehr Wettbewerb und ein sehr breites Angebot. Doch der Reihe nach.

Strom ist nicht gleich Strom – oder doch?

Um eine Sache direkt an den Anfang zu stellen: Wer seinen Stromanbieter wechselt, braucht keine neuen Kabel zu verlegen. Physisch betrachtet bleibt elektrische Energie dieselbe, auch wenn man den Stromanbieter oder sogar das Produkt ändert. Um sich das etwas bewusster zu machen, schaut man sich zunächst einmal an, welche Arten von Strom und Gas produziert werden. Im zweiten Schritt geht es dann um die Verteilung und die unterschiedlichen Stromanbieter. Von Atom- bis Ökostrom Konventioneller Strom Elektrische Energie kann auf unterschiedliche Weise erzeugt werden. Von einer konventionellen Stromerzeugung spricht man bei Kohle-, Gas-, Öl- und Atomstrom. Die Energieträger, zum Beispiel Braunkohle aus dem Tagebau oder Steinkohle von unter Tage, werden verbrannt. Dabei wird Wasser erhitzt und heißer Dampf erzeugt, der eine entsprechende Turbine antreibt, welche wiederum elektrische Energie erzeugt. Zugegeben, das ist eine sehr verkürzte Darstellung. Entscheidend ist jedoch, dass Kohle oder Öl hier als Energieträger dienen, die wortwörtlich verheizt werden. Die Funktionsweise eines Atomkraftwerks ähnelt der eines Kohlekraftwerks sehr stark. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass hier nicht Braun- oder Steinkohle verbrannt wird, sondern die Kettenreaktion von radioaktivem Material für eine starke Erhitzung von Wasser und den daraus resultierenden Dampf sorgt. Ökostrom Im Unterschied zu der konventionellen Stromerzeugung gibt es heute die immer stärker wachsenden erneuerbaren Energien. Hierzu zählen gleich mehrere Technologien. Bei der Solarenergie, oder auch Photovoltaik, wird die Strahlung der Sonne genutzt, um Elektronen in einer Solarzelle in Bewegung zu setzten. Diese Bewegung ist ebenfalls elektrischer Strom. Gut, das ist wieder eine sehr vereinfachte Darstellung. Wichtig ist jedoch, dass im Unterschied zur konventionellen Energie keine fossilen Brennstoffe verheizt werden müssen und damit keine schädlichen Klimagase freigesetzt werden. Eine andere Art der erneuerbaren Energien ist beispielsweise die Windkraft, bei der Wind die Rotoren und damit einen Generator antreibt. Auch die Energie aus Wasser kann mit Turbinen genutzt werden. Entweder im Kleinen, wenn die Energie eines Flusses genutzt wird, oder im Großen, wenn ein Stausee künstlichen Wasserdruck erzeugt. Auf dem Markt erhältlich ist die Energie aus Sonne, Wind und Wasser als sogenannter Ökostrom. Den Unterschied gibt es auch beim Gas Auch beim Gas gibt es eine Unterscheidung. Herkömmliches Gas wird aus der Erde gefördert. Hier spricht man auch von Erdgas. Das Gas wird entweder direkt zur Wärmegewinnung in den eigenen vier Wänden genutzt, oder in Gaskraftwerken in Strom umgewandelt. Ebenso denkbar ist eine Nutzung als Kraftstoff fürs Auto. Aufgrund der niedrigeren Emissionswerte ist es umweltverträglicher als Kohle und Öl. Die erneuerbaren Energien kennen ebenfalls Gas als Energieträger. Bei der Biogasanlage zersetzen Bakterien und andere Mikroorganismen biologische Abfälle, sprich Tierkot und Pflanzenabfälle. Die bei der Zersetzung anfallenden Gase werden aufgefangen, und wie Erdgas verwendet. Der ökologische Vorteil liegt darin, dass nur so viel des Klimagases CO² freigesetzt wird, wie die Pflanzen zuvor auch in sich gespeichert hatten. Dieses Nullsummenspiel erhöht also nicht den Anteil an CO² in unserer Atmosphäre. Besonderheit: Veganer Strom Eine Besonderheit stellen veganer Strom und veganes Gas dar. Was im ersten Moment etwas absurd klingt – schließlich werden zur Stromerzeugung ja keine Hamster in Laufrädern eingesetzt – hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Veganes Gas ist beispielsweise Biogas, welches nicht aus Dung, oder Schlachtabfällen gewonnen wurde. Hier kamen wirklich nur Pflanzen zum Einsatz. Veganer Strom wiederum wird beispielsweise aus Wasserkraftwerken in Fließgewässern gewonnen, die ausgeklügelte Schutzmaßnamen zum Fischschutz aufweisen.

Auch der Preis unterscheidet das Energieangebot

Natürlich unterscheidet sich das Angebot nicht nur in der jeweiligen Herstellung. Auch der Preis kann jeweils stark abweichen. Grob könnte man sagen, dass Stromanbieter für erneuerbare Energien teurer sind, als herkömmliche Stromanbieter. Das liegt einerseits daran, dass diese Anbieter auch viel in den Ausbau neuer Anlagen investieren, um langfristig eine Preissenkung zu erzielen, und andererseits daran, dass Kohle und Atom vom Staat stärker subventioniert und künstlich günstig gehalten werden. Der Preisunterschied muss jedoch nicht sein, denn wer ein wenig vergleicht, findet mitunter auch günstige erneuerbare Energien. Übrigens ist ein Wechsel des Anbieters fast immer günstiger als der sogenannte Grundversorger. Das ist der Stromanbieter, der automatisch die Versorgung übernimmt, wenn nicht anders gewünscht. Häufig handelt es sich hierbei um Stadtwerke. Doch dazu später mehr.

Energie aus dem See

Für ein besseres Verständnis des Energiemarkts hilft es außerdem, sich die Verteilung einmal grob anzusehen. Bei beiden Energien spricht man von einem Netz, welches die Produzenten über die Stromanbieter mit den Konsumenten verbindet. Man kann sich das ein bisschen auch wie einen See vorstellen. Auf der einen Seite wird beispielsweise erzeugt und in den Stromsee eingeleitet und auf der anderen Seite durch die Verbraucher entnommen. Daraus ergibt sich aus physikalischer Sicht, dass man immer einen Strommix erhält und nie genau das, was man auch bezahlt hat. Wer also Ökostrom kauft, erhält trotzdem den Mix, der in seiner Nähe produziert wurde. Das kann im Rheinland also durchaus auch eine ganze Menge Kohlestrom sein. Entscheidend ist jedoch die Gesamtmenge der Energieversorgung, die durch den Vertrag beim Stromanbieter bestimmt wird. Angenommen es würden viele Menschen dazu übergehen bei einem Stromanbieter mit Atomstrom einen Vertrag abzuschließen, dann würde sich auch der Anteil an Atomstrom im Gesamtnetz erhöhen.

Die Energieversorgung im Überblick

Mit dem oben beschrieben Basiswissen wird schon etwas Licht in den Dschungel der Energieversorgung gebracht. Nun lassen sich die einzelnen Anbieter unterscheiden und ihre jeweiligen Angebote nach den eigenen Wünschen filtern. Als Nächstes muss nur noch ein Blick auf den aktuellen Energiemarkt in Deutschland geworfen werden, um herauszufinden, welche Gas- und Stromanbieter es eigentlich gibt.

Stromanbieter

Die Anbieter Grundsätzlich lässt sich in Deutschland feststellen, dass ca. 80 % des Marktes auf die vier Marktführer entfallen. Namentlich hat jeder schon einmal von E.ON, REWE, EnBW und Vattenfall gehört. Sie werden auch als Energieriesen bezeichnet, da sie einerseits die Stromnetze und Leitungen betreiben und anderseits Strom selbst erzeugen und vermarkten. Dies geschieht teilweise direkt oder durch Tochterfirmen. Unter den deutschlandweit mehreren hundert Stromerzeugern und über tausend Stromanbietern sind jedoch auch kleinere - oft regionale - Firmen und Stadtwerke zu finden. Sie alle hier aufzuzählen würde den Rahmen deutlich sprengen. Dafür gibt es jedoch Vergleichsportale im Internet, die nach Postleitzahlen aufschlüsseln, welche Stromanbieter in der eigenen Stadt ihre Produkte vertreiben. Nicht selten liegt die Auswahl hier bei über einem Dutzend. Immer mit dabei ist der Grundversorger, meistens Stadtwerke der jeweiligen Kommune. Aber auch Billigstromanbieter, wie die EnBW-Tocher Yello Strom, Lekker Energie, E wie einfach, Extraenergie und 123Energie sind bundesweit verfügbar. Bei den überregional operierenden Ökostromanbietern sind besonders Naturstrom, Lichblick, Greenpeace Energy und die EWS Elektrizitätswerke Schönau bekannt. Für die oben angesprochene Versorgung, bei der veganer Strom erwünscht ist, kommen beispielsweise die Anbieter Polarstern und Vegawatt infrage. Das Angebot Die allermeisten Stromanbieter verfügen über verschiedene Tarife oder auch Produkte. Hier hat der Kunde die Auswahl welche Art von Stromerzeugung er bezahlt. Denn wie bereits geschildert wird immer ein Strommix aus den Kraftwerken der Umgebung bezogen. Die angebotenen Tarife unterscheiden sich nicht nur danach, ob sie zum Ökostrom, Atomstrom, Strom aus Kohle oder sogar veganer Strom zählen, sondern auch in finanziellen Details. Hier spielen beispielsweise Jahresverträge oder monatlich kündbare Optionen eine Rolle. Auch Unterschiede von nächtlicher Nutzung gegenüber der Stoßzeit können sich in Produkt und Preis widerspiegeln. Außerdem gibt es natürlich auch besondere Tarife, zum Beispiel für gewerbliche Kunden.

Gasanbieter

Die Anbieter Viele der Stromanbieter sind auch in anderen Bereichen der Energieversorgung tätig. Sie vertreiben nicht nur Strom, sondern kümmern sich ebenso um Gas. Das trifft vor allem bei den Grundversorgern zu. Teilweise haben sich Firmen in den vergangenen Jahren aufgesplittet oder spezielle Tochterunternehmen gegründet, um jeweils Gastarife bzw. Stromtarife zu verkaufen. Das ist beispielsweise bei E.ON Ruhrgas der Fall. Trägt ein Unternehmen jedoch das Wort Energie im Namen, so ist das oft ein Hinweis, dass sowohl Gastarife als auch Stromtarife im selben Haus vertrieben werden. Das Angebot Da nur sehr geringe Mengen an Erd- oder Biogas in Deutschland gefördert bzw. produziert werden, muss der überwiegende Teil importiert werden. Zum Beispiel aus den Niederlanden oder Russland. Hier ist sicherlich die Firma Gazprom jedem ein Begriff, welche beispielsweise an E.ON Ruhrgas liefert. Es gibt also auch beim Gas unterschiedliche Quellen, die man als Kunde berücksichtigen kann. Wer auch hier Wert auf eine ökologische oder sogar vegane Energieversorgung legt, schaut sich bei Ökogasanbietern wie Greenpeace Energy, Vegawatt oder Polarstern um.

Ein Fazit vom Blick auf die Stromanbieter

Alles in allem ist das Angebot mehr als reichhaltig. Sowohl in Bezug auf die jeweiligen Anbieter als auch in Bezug auf deren Tarife und Produkte. Wie bei so vielem im Leben muss sich ein jeder Mensch zuerst selbst bewusst werden, welche der jeweiligen Energiearten er gerne beziehen würde. Mit einer genauen Betrachtung des Marktes und durch die Hilfe von Vergleichsseiten im Internet lässt sich dann das passende Angebot für jeden Kunden finden.