Kann mentales Training im Sport zu Leistungssteigerungen führen

Ob im Profifußball, in der Leichtathletik oder beim Wintersport: Leistungssportler aller Sportarten müssen häufig an ihre physischen und psychischen Belastungsgrenzen gehen. Dabei gilt für sie zumeist die Maxime, immer an das Limit ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit zu kommen, um am Ende den einen Tick besser als der Gegner zu sein. Um ein solches Leistungsniveau dauerhaft über viele Jahre aufrecht halten zu können, bedarf es einer hohen Kapazität an physischen und psychischen Ressourcen. Viele Sportler nutzen zur Unterstützung dieser Ressourcen die Möglichkeit des Mental-Trainings durch professionelle Sportpsychologen. Aber wie funktioniert solches Trainieren? Und sind Sportpsychologen bzw. Mental-Trainer wirklich in der Lage, die Leistungsfähigkeit von Profisportlern zu erhöhen bzw. für eine Verbesserung der Ergebnisse zu sorgen?

Die Ziele

Das ursprüngliche Ziel der Sportpsychologie war es, Bewegungsabläufe mit dem mentalen Durchspielen dieser Bewegungsabläufe zu kombinieren und dadurch zu verbessern. Es geht also um das mentale Sich-Vorstellen eines sportlichen Handlungsablaufs, ohne diesen zunächst in der Realität aktiv auszuüben. Erst nach dem mehrmaligen Mental-Training kommt es zum realen körperlichen Nachspielen des vorgestellten Bewegungsablaufes. Durch die Kombination beider Elemente soll es schließlich zu einer Verbesserung der Bewegungsfolge kommen. Dabei werden auch Methoden der Verhaltenstherapie wie z.B. Entspannungsübungen und kognitive Umstrukturierungen genutzt und an die sportpsychologischen Zwecke angepasst.

Die Methoden

Heutzutage wird unter dem Namen mentales Training oder auch Coaching allerdings eine Vielzahl an psychologischen Methoden zur Förderung des Selbstbewusstseins, der persönlichen Belastbarkeit oder auch der emotionalen und mentalen Stärke verstanden. Gezielte Aufmerksamkeitsregulationsübungen sollen z.B. dazu dienen, die Konzentration bewusst auf ein bestimmtes sportliches Ziel oder eine sportliche Aufgabe zu fokussieren. Beim sogenannten Prognosentraining soll der Sportler eine realistische Einschätzung seines Leistungsvermögens liefern und somit seine sportliche Selbstwirksamkeitserwartung stärken. Wer seine Fähigkeiten realistisch einschätzen kann, gewinnt Vertrauen in seine Stärken und entledigt sich gleichzeitig störender Selbstzweifel. Um die Beseitigung von Selbstzweifeln geht es auch bei der sogenannten Selbstgesprächsregulation. Dabei sollen dysfunktionale Kognitionen wie Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit oder auch Versagensängste und das Grübeln über vergangene oder zukünftige Fehler durch funktionale Kognitionen ersetzt werden. Es werden individuelle Selbstgespräche erarbeitet, die dem Sportler dabei helfen sollen, ihn oder sie zu motivieren und in einen zielfokussierten Zustand zu versetzen.

brainMe

Das sogenannte brainMe ist ein weiteres Verfahren des mentalen Coaching. Das brainMe-Coaching ist aufgeteilt in einen Selbstcoaching- und einen Fremdcoaching-Bereich. Bei Ersterem geht es darum, durch gezieltes Mentaltraining den eigenen Charakter so zu konditionieren, dass man jederzeit in der Lage ist einhundert Prozent seiner persönlichen Kompetenzen und Ressourcen zu nutzen und dadurch pro-aktiv zu handeln. Das Fremdcoaching des brainMe setzt ein erfolgreiches Beherrschen des Selbstcoaching voraus, um diese Fähigkeiten bei der Zusammenarbeit mit anderen Menschen nutzen zu können. Fremdcoaching beim brainMe bedeutet, eigene Prinzipien der Gewinnmaximierung durch eine lösungsorientierte Kommunikation zu vermitteln und mithilfe dieser Weise bzw. Kommunikation eine neue zielstrebige Synergie und eine Leistungssteigerung aller Beteiligten zu schaffen. Dieses Verfahren kann sowohl in der freien Wirtschaft, als auch im Sport angewendet werden. Auch für den privaten Gebrauch ist es geeignet.

Hypnose

Ein weiteres mentales Verfahren ist das der Sporthypnose. Durch gezielt hervorgerufene mentale Bilder können dabei positive Emotionen erzeugt werden, welche wiederum zu einer Leistungssteigerung des Körpers führen können. Zudem geht es darum, bestimmte Bewegungsabfolgen gezielt im Unterbewusstsein zu verankern und auf diese Weise das sogenannte Körpergedächtnis zu trainieren. Auch die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch mentale Hypnose verbessern.

Die Anwendung

Alles in allem lässt sich sagen, dass mentales Training im Profisport im Hinblick auf den Wettkampf häufig leistungsfördernd wirkt. In vielen europäischen Fußballvereinen werden heute beispielsweise bewusst Mentaltrainer engagiert, um die Mannschaft in sportlichen Krisensituationen wieder in die Erfolgsspur zu lenken oder um einzelne Spieler nach langen Verletzungspausen wieder an das ursprüngliche Leistungsniveau bzw. zu alter Stärke zu bringen. Gerade im Profifußball herrscht häufig ein großer Erfolgs- und Erwartungsdruck durch Medien und Fans, dem manche Spieler auf Dauer nicht gewachsen scheinen. Dies kann im schlimmsten Fall sogar zur Entstehung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen. Der Glaube an die eigene Stärke ist dabei das zentrale Credo, welches durch mentales Training vermittelt werden soll. Bild: Petra Bork / pixelio.de
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