Sind die Herstellerangaben zum Benzinverbrauch von Fahrzeugen korrekt

Der Benzinverbrauch eines Fahrzeugs ist für Käufer eines der wichtigsten Kriterien. Umso erschreckender ist es, dass die Werksangabe immer häufiger vom realen Verbrauch abweicht. In Zukunft könnte sich das jedoch ändern.

Falsche Angaben sind Normalität

Wer sich ein Auto kauft, richtet sich vor allem nach den Angaben zum Benzinverbrauch, um seine Entscheidung zu treffen. Wie eine Studie vom Council on Clean Transportation zeigte, treten hier allerdings immer häufiger Abweichungen auf. So verbraucht ein Auto, das eigentlich nur sieben Liter pro 100 Kilometer benötigen sollte, in Wahrheit zwischen neun und zehn Litern. Teilweise weichen die angegeben Werte also um bis zu 30 Prozent vom realen Verbrauch ab, was nicht nur für die Autofahrer Mehrkosten bedeutet. Auch der Staat nimmt mit jedem falsch berechneten Liter weniger Steuern ein, wodurch auf Dauer ein großer wirtschaftlicher Schaden entsteht. Die falschen Angaben kommen aber nicht immer beabsichtigt zustande. So sind sie hauptsächlich die Folge eines Fehlers beim Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Dabei handelt es sich um die Methode, mit welcher in Europa seit 18 Jahren der Spritverbrauch gemessen wird. Gerade neuere Fahrzeuge haben Technologien verbaut, die das Ergebnis bei den NEFZ-Tests verfälschen Die Start-Stopp-Automatik beispielsweise, schaltet an einer roten Ampel den Motor ab, wodurch weniger Benzin verbraucht wird. Bei den Messtests gibt es allerdings wesentlich mehr dieser Stillstandsphasen als bei einer normalen Fahrt, wodurch letztlich die Abweichungen entstehen. Autofahrer sind der falschen Werksangabe jedoch nicht hilflos ausgeliefert.

Was Autofahrer tun können

Auch, wenn die Werksangabe häufig vom realen Verbrauch abweicht, kann der Verbrauch pro Kilometer festgestellt werden. Dafür reicht ein Blick in den EcoTest vom ADAC aus, da die Werte hier deutlich genauer gemessen werden. Der Messzyklus des ADAC berücksichtigt dazu etwa den geplanten Standard WLTP, welcher wesentlich deutlicher an den realen Wert heranreicht. Offiziell wird WLTP zwar frühestens 2020 eingeführt, doch schon jetzt können Autofahrer bei der Wahl ihres Autos von dem Standard profitieren. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Benzin- oder Dieselverbrauch aus dem Bordcomputer abzulesen. Das wäre technisch schon heute machbar und würde bei den verbrauchten Litern deutlich präzisere Messungen ermöglichen. Lediglich das individuelle Fahrverhalten verhindert eine wirklich exakte Angabe. Schließlich dürften Fahrer von Familienfahrzeugen deutlich langsamer und damit sparsamer unterwegs sein als Sportwagenbesitzer. Dennoch könnten die Zahlen aus dem Bordcomputer für Autofahrer ein guter Anhaltspunkt beim Autokauf sein.

Falsche Angaben: Rechtliche Konsequenzen?

Die Autoindustrie profitiert von den abweichenden Angaben beim Benzinverbrauch, denn ein Fahrzeug, welches weniger verbraucht, wird natürlich schneller gekauft. Da die Abweichung jedoch nicht bewusst herbeigeführt ist, haben die einzelnen Hersteller keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten. Das wäre lediglich dann der Fall, wenn der angegeben Spritverbrauch auch von den Ergebnissen des NEFZ-Tests abweichen würde. Autofahrer haben bislang also nur die Möglichkeit, die erwähnten EcoTests zurate zu ziehen und darauf zu hoffen, dass der geplante Standard WLTP bald eingeführt wird. Auf dem Papier steigt der Verbrauch für Autofahrer und Hersteller dann zwar, doch da von den genaueren Messungen sämtliche Fahrzeuge betroffen sind, entstehen hier keinem Autohersteller große Nachteile. Lediglich als Autofahrer dürfte es erst einmal abschreckend sein, wenn plötzlich sämtliche Autos auch offiziell einen höheren Benzinverbrauch haben. Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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