Die Gewerkschaft ver.di hat für den kommenden Freitag neben anderen Bundesländern auch zu einem landesweiten Streik in Rheinland-Pfalz aufgerufen. Die Erzieher werden ihre Arbeit in den Kitas niederlegen.
Hintergründe
Wie die Gewerkschaft ver.di verlauten ließ, sollen in Kindertagesstätten wochenlange Streiks bevorstehen. Bei einer Abstimmung stellte sich heraus, dass knapp 94 % der Gewerkschaftler für den Streik gestimmt haben. Eltern müssen mit harten Einschränkungen rechnen und ihre Kinder während des Streiks selbst betreuen oder anderweitige Betreuung organisieren. Nach den Plänen der Gewerkschaft soll nicht in allen Kitas gleichzeitig die Arbeit niedergelegt werden. Der Arbeitskampf kann sich bundesweit jedoch auf alle Gebiete ausdehnen.
Der Arbeitskampf beschränkt sich auf diejenigen Erzieher, die nach dem TVöD (Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst) bezahlt werden. Das betrifft Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, in denen dieser Tarif maßgeblich ist. Private oder kirchliche Kindergärten sind jedoch nicht von den Streiks betroffen.
Beschränkt wird der Arbeitskampf nicht nur auf Kindertagesstätten, sondern wird sich auch auf Einrichtungen, in denen Behinderte betreut werden ausdehnen, auf Jugendeinrichtungen und Ganztagsschulen, sowie auf Heime für Jugendliche und Kinder. Nicht nur die Erzieher, sondern auch Heilpädagogen, Sozialpädagogen und Sozialarbeiter werden streiken.
Erreichen wollen die Gewerkschaftler von ver.di, DBB und GEW bei den Verhandlungen mit den Arbeitgebern, dass die Arbeitnehmer im Erziehungs- und Sozialwesen - rund 250.000 an der Zahl - in höhere Tarifgruppen eingruppiert werden. Es geht dabei um eine Lohnsteigerung von etwa 10 %.
Die Beschäftigten beklagen, dass die Anforderungen an ihre Arbeit gestiegen seien, die Löhne jedoch nicht. Erzieher würden schlecht bezahlt und ihre Arbeit werde nicht genügend gewürdigt. Die Eingruppierung in die Tarifstufen erfolgt nach Berufserfahrung und Einsatzbereich. Zum Beispiel bekommt eine Erzieherin nach 8 Jahren Berufstätigkeit laut Angaben von ver.di rund 3000 Euro brutto im Monat. Künftig sollen es rund 3400 sein, wenn es nach den Wünschen der Gewerkschaft geht.
Die Arbeitgeber beklagen, dies sei für sie nicht bezahlbar. Die meisten Erzieherinnen hätten bereits ein Gehalt von rund 3300 Euro und das sei wesentlich mehr Geld, als sie von privaten oder kirchlichen Arbeitgebern bekommen würden.
Dennoch zeigen die Arbeitgeber sich verhandlungsbereit. Der VKA teilte mit, die besonderen Aufgaben der Erzieher berücksichtigen zu wollen. Ein Kinderpfleger würde nach ihren Vorstellungen dann rund 200 Euro, die Leiterin einer Kita bis 450 Euro mehr bekommen.
Die Erzieher, die bei kirchlichen und privaten Trägern beschäftigt sind, könnten ebenfalls von dem Streik profitieren, denn auch bei der Bemessung ihrer Löhne würde sich grob am TVöD orientiert.
Wie lange können Eltern die Kita nicht nutzen?
Der Streik ist auf unbestimmte Frist angelegt. Währenddessen können Eltern nicht zuhause bleiben und ihre Kinder betreuen. Denn das müssen Arbeitgeber nicht hinnehmen. Eltern können jedoch ihren Arbeitgeber bitten, dass er die Kinder am Arbeitsplatz duldet. Einen Anspruch haben sie darauf nicht und müssen die Betreuung der Kinder notfalls anderweitig organisieren. Einen Urlaubsantrag jedoch müssen Arbeitgeber genehmigen, wenn nicht die Arbeit nur durch den jeweiligen Arbeitnehmer erledigt werden kann.
Nicht das erste Mal
Der letzte große Streik dieser Art fand im Jahr 2009 statt. Damals wurde immer nur für ein paar Tage gestreikt, nun sind keine Pausen eingeplant.
Allerdings soll der Arbeitskampf mit Beginn der Sommerferien enden.
Die Begründung der Gewerkschaften für die harte Linie: Zugeständnisse der Arbeitgeberseite würden erfahrungsgemäß nur so lange dauern, wie der Streik anhält. Darauf wollen sich die Gewerkschaftler nicht mehr einlassen. Die Bildung und Erziehung der Kinder solle mehr wert sein, als es sich in ihren aktuellen Löhnen ausdrücke.
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