Ganz frisch aus den USA stieg im Herbst 2014 ein Schwergewicht der Video-on-Demand-Anbieter in den europäischen Markt ein. Netflix versucht Fuß in deutschen Wohnzimmern zufassen und setzt dabei auf ein personalisiertes Angebot und Eigenproduktionen.
Selbstbedienung statt lineares Programm
Für alle, denen Video-on-Demand (VOD) noch kein Begriff sein sollte: Per Monatsabonnement wird eine feste Gebühr bezahlt, für die Zugriff auf eine große Bibliothek an Serien, Filmen und Dokumentationen gewährt wird. Das angeforderte Video wird dabei direkt über das Internet auf eigene PCs, TVs, Smartphones oder Tablets übertragen. Einige Anbieter bieten unterschiedliche Tarife an. Neben der Flatrate können Filme auch einzeln ausgeliehen oder sogar gekauft werden. Der entscheidende Faktor ist jedoch die Qualität des Angebots. Es befindet sich viel Füllmaterial darunter. So manche Serie stößt daher auf gemischte Gefühle bei den Zuschauern und dient eher zum Aufblähen eines werbewirksamen Archivs.
Welche aktuellen Filme und Serien im Sortiment stecken, variiert von Anbieter zu Anbieter. Wer auf ein ständig wachsendes Arsenal an persönlichen Favoriten hofft, wird schnell enttäuscht. Laufen die zeitlich beschränkten Nutzungsrechte ab, nimmt der Anbieter den Film nicht selten wieder aus dem Programm. Unter diesem Gesichtspunkt erinnern VOD-Anbieter an Privatsender mit individuellen, eingeschränkten Inhalten. Der Zeitpunkt, wann welcher Film über den heimischen Bildschirm flimmert, bestimmt der Konsument jedoch selbst.
Die Voraussetzungen für Streaming
UHD ist das Full-HD von morgen. Die neue Auflösung setzt sich aus 3840 × 2160 Pixel zusammen. Noch ist die Technik nicht für die breite Masse erschwinglich, daher behandelten viele VOD-Anbieter hochauflösendes Material bisher wie ein rohes Ei. Das US-Unternehmen prescht hier vor und bietet aktuell gedrehtes Material auch in höchster Auflösung an. Neben einem Fernsehgerät mit UHD-Bildschirm, muss der neue Codec H.265 unterstützt werden. Ohne eine potente Internetleitung können die großen Datenmengen nicht rechtzeitig ankommen.
Natürlich werden auch das etablierte Full-HD-Format und reduzierte Auflösungen als Rückfalloption genutzt. Empfehlenswert ist eine Anbindung ans Internet mit mindestens 2 Mbit/s. Das UHD-Format beansprucht um die 12MBit/s. Auf nahezu alle denkbaren Endgeräte kann das gewünschte Video übertragen werden. Egal ob Android, Apple, Windows, TV oder Spielkonsole: Hier zeigt sich ein klarer Vorteil in der Verfügbarkeit auf Seite des US-Riesen.
Gigant des Online-Streamings mit Einschränkungen
Anbieter digitaler Fernsehunterhaltung über das Internet gibt es in Deutschland schon seit einiger Zeit. Die Konkurrenten maxdome, Amazon Instant Video, WATCHEVER – um nur einige zu nennen – haben bereits ihr Revier abgesteckt. Was bringt Netflix nun Neues gegenüber den eingesessenen Vertretern seiner Zunft? Auf den ersten Blick kommt der amerikanische Online-Service auf ein unschlagbar großes Repertoire an Filmmaterial. Doch Vorsicht, denn die nackten Zahlen können trügerisch sein. Aus rechtlichen Gründen können in Europa nicht alle Inhalte durch Streaming angeboten werden. Ein Problem, das auch bei den Mitbewerbern des Geschäfts nicht unbekannt ist. Populäre Serien wie "Game of Thrones" sind beispielsweise schon bei einem anderen Rivalen untergebracht. Einen Offline-Modus will das Unternehmen in absehbarer Zukunft nicht anbieten. Spannende Unterhaltung im öffentlichen Verkehr bleibt einem so verwehrt.
Werbefreie Originale mit Untertiteln
Als besonderes Feature bewirbt Netflix den Vertrieb von TV-Folgen aus den USA, die noch nie zuvor in Deutschland gezeigt wurden - entsprechende Untertitel inklusive. Serien wie „Orange Is The New Black“ oder die Übersetzung des Animes „Knights of Sidiona“ befinden sich darunter. Im Vergleich zur Konkurrenz schlägt sich Netflix hier recht anständig, auch wenn viele Angebote schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Bis zu fünf Profile sind pro Account zulässig. Sendungen können für 11,99€ auf bis zu vier Endgeräten in UHD gestreamt werden.
Anhand der Analysen des eigenen Fernsehverhaltens erhalten Nutzer Vorschläge für potentiell interessante Serien. Die Erhebung dieser Daten dient der Ausrichtung neuer Produktionen und lizenzierter Inhalte auf die Wünsche des Kunden in den kommenden Jahren. Streaming ohne Werbung ist zudem eines der großen Vorzüge des Anbieters. Zahlungen erfolgen über PayPal, Kredikarte, iTunes oder Bankeinzug. Das Abonnement ist jederzeit monatlich ohne zusätzlich anfallende Gebühren kündbar. Einen kostenlosen Monat, der sich nach Ablauf kostenpflichtig verlängert, dürfen Interessenten zum Testen des Dienstes verwenden.
Fazit Netflix
Mit Netflix kommt ein weiterer Spieler auf das hart umkämpfte Spielfeld des Home-Entertainment. Besondere Pluspunkte sind originale US-Serien mit Untertiteln und die vielfach beworbenen, wenn auch noch zahlenmäßig überschaubaren Eigenproduktionen. Passende Apps gibt es für nahezu jedes Endgerät. Nutzer von Windows, Android oder Apple kommen voll auf ihre Kosten. Auch gängige Spielkonsolen, die Streaming-Box Fire TV von Amazon und natürlich reguläre Smart-TVs dürfen sich einklinken. Von 8 bis 12 Euro monatlich ist man mit dabei. Einziger Wermutstropfen bleibt der fehlende, temporäre Download von Titeln für unterwegs. Glaubt man den Aussagen des Unternehmens, vervielfacht sich das Angebot, welches an die Bedürfnisse seiner Kundschaft angepasst wird, in kommender Zukunft. Auch ohne registrierten Account kann man online das aktuelle und geplante Programm studieren, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
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