Wie funktioniert die Ermittlung der Einschaltquoten im TV?

Für die Ermittlung der TV-Einschaltquoten in Deutschland ist die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung – kurz: GfK – zuständig. Sie ermittelt die Quoten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Fernsehforschung (AGF). Hinter der AGF verbirgt sich ein Konsortium der wichtigsten deutschen Senderfamilien: ARD, ZDF, RTL Deutschland sowie die ProSiebenSat.1-AG. Den Sendern ist die Ermittlung genauer Einschaltquoten pro Jahr 18 Millionen Euro wert. Kleineren Spartensendern oder ausländischen Fernsehkanälen, die in Deutschland senden, ist dieser Aufwand zu teuer. Sie lassen ihre Quoten ebenso wenig messen wie der Pay-TV-Sender Sky, den in erster Linie nur die Zahl der verkauften Abos interessiert. Diese nicht zur AGF gehörigen Fernsehanstalten geben stattdessen repräsentative Meinungsumfragen in Auftrag, um ein Feedback zu erhalten, wie ihre Sendungen beim Zuschauer ankommen.

Welchen Nutzen haben die Einschaltquoten für die Sender?

Für die privaten Sender hängen Quoten und Einnahmen eng zusammen. Von den Einschaltquoten und der erreichten Zielgruppe hängt ab, wie viel die Werbekunden letztlich für die Ausstrahlung eines Spots zahlen. Je mehr Zuschauer das Programm in der werberelevanten Gruppe erreicht, umso höher fallen die Einnahmen aus. Für die öffentlich-rechtlichen Sender spielen finanzielle Erwägungen zwar auch eine Rolle. Doch mindestens ebenso wichtig ist die Relevanz einer Sendung, die sich für die Fernsehmacher durch die erreichten Quoten bemisst. Denn wenn kaum noch Zuschauer die Programme von ARD und ZDF einschalten, schwindet ihre gesellschaftliche Bedeutung. Das Fortbestehen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens hängt jedoch vom Wohlwollen der Politik ab, die festlegt, welche Gebühren die Sender von den Haushalten einfordern können. Sollten die Fernsehanstalten eines Tages mit ihrem Programm nicht mehr den Großteil der Bevölkerung erreichen, würde die gesamte Finanzierung in Gefahr geraten. Ein zum Spartensender degradierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk würde kaum es noch rechtfertigen, von jedem Bürger Gebühren zu verlangen.

Wie funktioniert das Messverfahren?

Die GfK hat ein spezielles Messgerät entwickelt, mit dem man die Einschaltquoten ermittelt. Dieses sogenannte GfK-Meter schließt man einen Fernseher oder einen Receiver an. Einmal pro Sekunde registriert das Gerät, welche Sendung eingeschaltet ist. So kann man später zum Beispiel feststellen, an welchem Punkt der Zuschauer aus einer Fernsehsendung ausgestiegen und zu einem anderen Programm übergewechselt ist. Das moderne GfK-Meter ist zudem in der Lage, zeitversetztes Fernsehen zu messen, wenn der Zuseher etwa einen Festplattenrekorder benutzt. Damit das Nutzerverhalten möglichst fehlerfrei registriert werden kann, benutzen die Testhaushalte eine spezielle Fernbedienung. Bevor man den Fernseher einschaltet, meldet man sich über die Fernbedienung mit einem persönlichen Code beim GfK-Meter an. Jede im Haushalt lebende Person hat eine eigene Erkennungsziffer. Schaut sich der Ehemann beispielsweise schon eine Sendung im Fernsehen an und seine Frau kommt erst ein paar Minuten später hinzu, gibt auch sie ihren Code ein. Das Gerät registriert dann, dass zwei Personen das Programm verfolgen. Zwischen 3.00 Uhr und 6.00 Uhr nachts übermitteln die GfK-Meter aller Testhaushalte via Modem die Daten des vorangegangenen Abends in die GfK-Zentrale nach Nürnberg. Um 8.30 Uhr liegen die aufbereiteten Ergebnisse allen Fernsehmachern der Sendeanstalten vor.

Wer nimmt am Messverfahren teil?

In Deutschland sind 5.540 Haushalte, in denen knapp 13.000 Personen leben, an der Messung der Einschaltquoten beteiligt. Diese sogenannten Panel-Haushalte sollen 72,2 Millionen deutsche Zuschauer repräsentieren. Erfasst werden Zuseher ab einem Alter von drei Jahren. Der Haupteinkommensbezieher des Haushalts muss allerdings deutscher Staatsbürger sein oder Bürger einer EU-Nation. Aus diesem Grund entspricht die Zahl der repräsentierten Haushalte auch nicht der aktuellen Gesamtbevölkerungszahl der Bundesrepublik Deutschland. Das Fernsehverhalten vieler türkischer Einwanderer, der größten zugewanderten Bevölkerungsgruppe, wird von der GfK also gar nicht ermittelt. Die Zusammensetzung der Panel-Haushalte vollzieht sich nach soziodemografischen Kriterien. Die GfK möchte alle sozialen Schichten, Altersklassen und Einkommensgruppen gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung erfassen. Außerdem spielt das Bundesland, der Regierungsbezirk, die Größe der Kommune und der Empfang des Fernsehprogramms über Satellit oder Kabel eine Rolle. Die GfK rechnet die gesammelten Daten dann auf die Gesamtbevölkerung hoch. Die untersuchten Haushalte bekommen für ihre Teilnahme lediglich eine einmalige Pauschale von 250 Euro sowie einen monatlichen Stromkostenzuschuss gezahlt. Bild: Petra Bork / pixelio.de
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